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Was hält Blockchain davon ab, im realen Sektor angewendet zu werden?
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Was hält Blockchain davon ab, im realen Sektor angewendet zu werden?

Marius Kramer
Marius Kramer
25. Januar 2023
Offenlegung von Werbung

Viele Unternehmen scheuen sich derzeit noch, Blockchaintechnologie in ihren Prozessen zu integrieren. Hauptproblem ist derzeit die Verfügbarkeit der Daten – viele sind nicht in digitaler Form verfügbar. Doch wie können die Rahmenbedingungen verbessert werden?

Wir leben in einer digitalen Ära. Von Jahr zu Jahr wird alles digitaler und es besteht kein Zweifel daran, dass sich dieser Prozess durch das Aufkommen der Blockchaintechnologie noch weiter beschleunigt. Blockchain hat uns bereits gezeigt, dass wir Werte speichern und übertragen können, ohne auf Drittanbieter vertrauen zu müssen. Aber…

Dies führt zu Missverständnissen, dass wir später einmal unsere Wohnung, Autos oder etwas Derartiges über die Art von Blockchain verkaufen können, in der der Trust gegen Null tendiert wie bei Bitcoin. Dies ist unmöglich.

Die Frage ist, wieso dies so ist. Und dann wenden wir uns dem Hauptthema des Artikels zu – was hält Blockchain davon ab, im großen Stil genutzt zu werden?

Das Wichtigste zuerst – die Illusion zerschlagen

Man muss die Dinge zusammenführen. Bitcoin Blockchain ist eine zustimmungslose Blockchain, was bedeutet, dass jeder dem Netzwerk beitreten und bei der Validierung von Transaktionen teilnehmen kann, sowie die Korrektheit der Datenbank überprüfen kann. Im Zusammenspiel mit dem Consensus-Mechanismus, der es Teilnehmern ermöglicht, ein Abkommen zu schließen, ohne einander vertrauen zu müssen, erlaubt Blockchain die Existenz einer komplett vertrauensfreien und damit unabhängigen Umgebung.

Der Grund hierfür ist, dass die Bitcoin-Blockchain lediglich in einem digitalen Netzwerk für sich existiert. Es greift nicht in andere externe Netzwerke ein. Das ist der Punkt, an dem Blockchain tatsächlich den Bedarf nach Trust eliminieren kann.

Trust aus einem Blockchain-basierten System zu entfernen, das mit externen Daten (Eigentumsrechte, Identitätdokumente, Rechnungen…) zu tun hat, ist nicht möglich, da sogenannte Oracles nötig sind, die einen mit Informationen versorgen und denen man zumindest teilweise trauen muss.

Was bedeutet das?

Dies bedeutet, dass man dies umfassend verstehen sollte, wenn man von der breiten Anwendung von Blockchain im realen Sektor spricht – es handelt sich nicht um den vertrauenslosen Bitcoin-Fall. Es handelt sich um den Fall, in dem Blockchain den Trust teilweise reduziert und im Zusammenspiel mit anderen Technologien ein einfaches und sicheres Verwaltungssystem, hohe Widerstandsfähigkeit, Nicht-Abstreitbarkeit für alle Aktionen der Nutzer sowie Transparenz der internen Prozesse schafft.

Bevor dies aber alles möglich ist, bevor wir irgendwelche Formen von nationalen Blockchains für E-Pässe und Führerscheine oder Unternehmensblockchains haben, die es uns ermöglichen, unseren wohlverdienten Lohn automatisch zu erhalten müssen einige Herausforderungen angegangen werden.

Identität

Grafik eines Mannes, der Ausweie hält

Wir reden über eine Blockchain, die Interaktionen zwischen Nutzern auf deinem breiten Level ermöglicht – zum Beispiel in der Verwaltung. Hierfür muss ein Weg gefunden werden, wie Nutzeraktionen mit deren Identitäten verknüpft werden können.

Innerhalb der Grenzen einer Organisation ist dies kein großes Problem. Es wird aber deutlich komplizierter auf Landesebene oder wenn wir mit einem Konsortium großer Unternehmen zu tun haben. Hier müssen die Wechselbeziehungen zwischen echten Personen und deren digitalen Identitäten legal repräsentiert werden, um es zu ermöglochen, ihnen ihre Aktionen in der digitalen Ungebung zuweisen zu können.

Estland ist in diesen Belangen bereits sehr weit. Seit zwei Jahren implementiert die Regierung aktiv elektronische Ausweise und erlaubt es den Einwohnern, mit deren Hilfe an Wahlen teilzunehmen.

Digitalisierung: Alles an einem Ort

Grafik von zwei Männer, einer hält einen Vertrag

Es ist offensichtlich, dass dies alles nicht funktionieren wird, bevor wir es möglich machen, den Prozess der Digitalisierung von Daten sowie deren Aufnahme in die Blockchain standardisieren. Bereits heute werden viele unserer Daten digitalisiert, aber diese sind in vielen verschiedenen Datenbanken hinterlegt. Sofern man also eine Anfrage bei einem Kunden stellen will, dessen Daten in einer externen Datenbank zu finden sind, könnte man dieses Problem mit einem Anruf lösen – dies kann aber nicht als digitaler Vorgang gesehen werden.

Wir benötigen also rechtsgültige Herangehensweisen, die den Abruf von digitalen Daten mittels automatischer Anfragen ermöglichen und digital signierte Daten herausgeben. Hierfür bräuchte es allerdings eine extrem hohe Anzahl an Oracles, die die Korrektheit der Daten verifiziert. Je mehr Oracles es gibt, desto unwahrscheinlicher eine Absprache und desto vertrauenswürdiger sind deren Daten.

Was man bedenken muss

Ein gut gebautes Blockchainprotokoll geht automatisch davon aus, dass die bereits in ihr abgelegten Daten echt sind und ist niemals verantwortlich für das, was in der Blockchain abgespeichert wird . Wenn es also ein Angreifer schafft, falsche Daten in die Blockchain einzuschmuggeln, dann werden diese so echt behandelt wie andere.

Bei der Bitcoin-Blockchain kann die Echtheit garantiert werden, da diese keine Interaktion mit externen Datenbanken hat. Alle Daten (BTC-Coins) werden innerhalb des Netzwerkes unter vorher vom Protokoll definierten Bedingungen generiert und existieren auch nur in diesem Netzwerk. Folglich hat es so keine Schwachstellen vorzuweisen.

Wann auch immer man ausgehende Daten in einer Blockchain ablegt taucht die Frage nach dem Vertrauen auf. Dies ist ein Schwachpunkt, zu dem es bislang immer noch keinen ausführlich getesteten Ansatz gibt.

Gemeinsame Entscheidungsfindung

Bitcoin ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine dezentralisierte Umgebung es den Teilnehmern einfach macht, Vereinbarungen zu treffen, zum Beispiel bei der Frage nach Protokollupdates. Jeder kann sein eigenes vorschlagen. Wenn die Mehrheit diesem zustimmt, kann das Update durchgeführt werden. Dies ist eine bewährte Vorgehensweise, mittels derer Bitcoin sich seit fast zehn Jahren stetig weiterentwickelt. Die dahinterstehende Community hat eine gemeinsame Motivation – die Kapazität sowie die Sicherheit sollen erhöht und die Bestätigungszeit bei Transaktionen gesenkt werden.

Unternehmen haben ihre eigenen Interessen, vor allem kaufmännisch und politisch gesehen. In verfahrenen Situationen muss der Weg über ein Gericht gegangen werden. So funktioniert aber Blockchain nicht.

In dem Moment, in dem eine Blockchain-basierte Plattform für ein Konsortium einiger großer Unternehmen aufgebaut werden soll, muss man die Art und Weise festlegen, wie gemeinsame Entscheidungen auch in den einfachsten und unkritischsten Situationen getroffen werden können. Wie werden Abstimmungen durchgeführt und wie werden Stimmen gewichtet?

Nicht erwähnt sei hier, dass jede Person ihre eigene Vorstellung einer Situation hat, weshalb zum Beispiel das gleiche Objekt verschiedene Namen haben kann.

Grafik mit vier Einzelbildern

Dieses sind Gründe, warum bislang so wenige Blockchain-Anwendungen ihren Weg in die Wirtschaft gefunden haben. Es gibt keine komplett verifizierten Herangehensweisen, wie etwas funktionieren soll. Dennoch arbeiten sich manche Unternehmen vor, weil sie wissen, dass in der Blockchain die Zukunft liegt.

Es kann keinen Erfolg ohne ein gewisses Wagnis geben.

Rechtlich bindende digitale Umgebung

Man benötigt ein einheitliches legales Grundkonstrukt. Manche Regulatoren haben bereits das Eis gebrochen und arbeiten an der Erneuerung der Gesetze, die den Umsatz von Kryptowährung in der Weltwirtschaft betrachten. Das ist aber nur ein Teil der Geschichte.

Es ist wichtig, dass der neue Ansatz die Existenz von dezentralisierten Umgebungen mit all ihren Besonderheiten wie der verteilten Verantwortlichkeiten und der gemeinsamen Entscheidungsfindung berücksichttigt. Aktuell sind viele Blockchain-basierte Projekte jenseits des rechtlichen Rahmens.

Fazit

Wir haben die Grundvoraussetzungen für Blockchain-Anwendung in vollem Umfang betrachtet. Schauen wir sie uns erneut an: Digitalisierung aller Geschäftsprozesse, einheitliche Identitätsstandards im Cyberspace, ein einheitlicher Prozess zur gemeinsamen Entscheidungsfindung und schließlich die Bereitstellung einer rechtlichen Grundlage, die alles oben Genannte erlaubt.

Sobald alle Probleme gelöst sind, steht uns eine umfangreiche, starke und flexible Infrastruktur zur Verfügung, die uns ein völlig neues Level für Geschäftsbeziehungen und Interaktion in der Gesellschaft ermöglicht.

[Bild: VikaSuh/Shutterstock]

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