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Satis Group Studie: 78% aller ICOs waren Scams

Marius Kramer
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Marius Kramer
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13. Juli 2018

Die Satis Group findet in einer Studie Evidenz dafür, dass 78% aller ICOs Scams waren. Allerdings machen die ICO-Scams nur 0,3% des gesamten Finanzierungsvolumens aus.

Eine fünfteilige Studie der Satis Group soll den Crypto-Markt analysieren und beleuchten. Neben dem ersten, einem technologischen Grundlagenteil, hat Satis nun am 11. Juli den zweiten Teil veröffentlicht: Dieser untersucht die Entwicklung und die Erstellung dessen, was sie „Netzwerkplattform“ nennen. Besonders tiefgründig steigt die Studie in die quantitative Darstellung der ICO-Marktentwicklung ein.

Ethereum als führende Netzwerkplattform

Das Crypto-Universum ist seit der Einführung von Netzwerkplattformen – wie Ethereum – exponentiell gewachsen. 2013 bestand der Markt noch aus nur 14 Kryptowährungen, welche hauptsächlich Bitcoin-Nebenprodukte waren. Heute existieren über 1.500 Kryptowährungen. Die Hälfte dieser Crypto-Assets sind auf anderen Plattformen aufgebaut.

Neben Ethereum wurden in den letzten Jahren mehrere konkurrierende Netzwerkplattformen aufgebaut. Diese Plattformen bieten alternative Funktionen zu den zugrunde liegenden Technologien von Ethereum.
Viele Token-Projekte bauen jedoch häufig auf Ethereum auf, um deren Netzwerkeffekte zu nutzen. Denn Ethereum ist mit 86,5 Prozent Marktanteil mit Abstand die größte Netzwerkplattform (vgl.: Waves 2,9%; NEO 2,3%).

Die Studie gibt zu bedenken, dass abzuwarten bleibt, ob eine andere Plattform den First-Mover-Advantage (Vorteile aus frühzeitigem Markteintritt) von Ethereum aufholt. Der hohe Grad des Community Supports, die hohe Liquidität und die hohen Entwickler-Einlagen festigen ebenfalls die hohen Eintrittsbarrieren. Häufig versuchen aufstrebende Plattformen durch bessere Skalierung (mehr Transaktionen pro Sekunde) zu differenzieren. Dies führt im Regelfall jedoch zu höherer Zentralisierung.

Der ICO-Markt boomt

Das ICO-Fundraising für tokenbetriebene Netzwerke hat sich durch abnehmenden Enthusiasmus und abnehmende Marktperformance sowie durch regulatorische Unsicherheit verlangsamt – setzt sich in aggregierter Form aber weiter fort (Abbildung 1).

Die Satis Group schätzt das globale ICO-Fundraisingvolumen im aktuellen Jahr 2018 auf mehr als sieben Mrd. US-Dollar. Dies entspricht fast 50% der Summe des gesamten Jahres 2017. Wohlgemerkt trotz signifikanter Preisabnahme von Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH), welche üblicherweise zur Finanzierung von ICOs verwendet werden.

ICO Funding
Abb. 1: ICO Fundraising 2016-2018 (Source: Satis Research)

Das Volumen des weltweiten ICO-Marktes liegt 2018 bei ungefähr 20% des amerikanischen IPO-Marktes. Ein beeindruckender Anteil, wenn man bedenkt, dass die Fundraisingmethode noch sehr jung ist.
Hinzukommend migrieren Crypto-Projekte zunehmen aus den USA in Regionen wie die Schweiz oder Singapur, um US-Regulierungen zu entkommen.

Obwohl das Fundraising insgesamt weiter zugenommen hat, ist die Transaktionsqualität (gemessen an der durchschnittlichen Transaktionsgröße) zurückgegangen.

78% der ICO-Projekte sind Scam

Die Studie definiert einen identifizierten Scam (Betrug) wie folgt:

Jedes Projekt, das die Verfügbarkeit von ICO-Investitionen zum Ausdruck brachte und dabei keine Absicht hatte die Projektentwicklungsaufgaben mit der Finanzierung zu erfüllen und/ oder von der Community als Betrug eingestuft wurde.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass 78 Prozent der untersuchten ICOs als Scam identifiziert werden konnten (hierzu: Abbildung 2). Weitere vier Prozent der Projekte sind fehlgeschlagen (es hat ein Funding stattgefunden, der Entwicklungsprozess wurde aber aufgrund von bspw. Missmanagement nicht zu Ende geführt).
15 Prozent der ICOs wurden auf einer Crypto-Börse gelistet und nur 7 Prozent werden von Satis als erfolgreich eingestuft.

Es lässt sich festhalten, dass das finanzielle Volumen aus dieser unregulierten Form des Crowdfundings (ICO) stark wächst. Im Umkehrschluss sinkt die Qualität der Token-Projekte durch eine zunehmende Anzahl betrügerischer Projekte.

ICO Qualität
Abb, 2: Verteilung der ICO Qualität (Source: Satis Research)

Bestätigung der hohen ICO-Sterberate

Auch eine Anfang Juni veröffentlichte Studie des Boston College untersucht das Fortbestehen von ICOs anhand der Aktivität der offiziellen Twitter Accounts. Die Ergebnisse zeigen, dass die durchschnittliche Überlebensrate der Startups, 120 Tage nach Beendigung des ICOs, bei nur 44,2 Prozent liegt (angenommen die plötzliche Inaktivität approximiert das Überleben ausreichend).
Eine Studie von bitcoin.com ergab darüber hinaus ähnliches: 59% der untersuchten Projekte versiegten innerhalb von 12 Monaten nach dem ICO. Dies ergibt eine ICO-Sterberate von 46 Prozent.

Funding-Volumen für ICO Scams ist jedoch gering

Beinahe 80% betrügerische Token-Projekte ist ein alarmierendes Ergebnis. Setzt man allerdings die Qualität der ICOs in Relation zu dem durch das im ICO eingenommene, finanzielle Volumen, so ergibt sich, dass über 70% der ICO-Finanzierung (nach US-Dollar Volumen) an Projekte mit höherer Qualität (also hoher Erfolgschance) gingen. Und das obwohl über 80% der Projekte (nach Anteil) als Betrug identifiziert wurden.

Was genau bedeutet das?

Nur 1,3 Mrd. US-Dollar in ICO-Finanzierung sind an ICO-Scam-Projekte geflossen. Dies entspricht einem deutlich geringeren Anteil von 11 Prozent.

Die große Mehrheit des monetären Volumens ist durch die drei großen ICO-Scams Pincoin (660 Mio. $), Arisebank (600 Mio. $) und Savedroid (50 Mio. $) entstanden. Exkludiert man diese, so reduziert sich das Finanzierungsvolumen für ICO-Scams auf nur 30 Millionen US-Dollar. Dies entspricht einem Gesamtanteil von 0,3%.
Dazu stehen anteilig 54 Prozent der ICO-Finanzierungen gegenüber von Satis als erfolgreich eingestufte Projekte. Dies steht in direktem Kontrast zu dem absoluten Ergebnis von 78 Prozent betrügerischen Projekten.

Die Satis Group geht davon aus, dass die Community mittlerweile gelernt hat betrügerische ICOs zu identifizieren. Gerade in der gut vernetzten Crypto-Gemeinschaft verbreiten sich Informationen zu betrügerischen Handlungen schnell.

Bild: [T.Dallas/ Shutterstock]