CryptoMonday
B58 Talk: Jasmin Güngör und Mirco Recksiek über Utility und Security Token
HomeNewsB58 Talk: Jasmin Güngör und Mirco Recksiek über Utility und Security Token

B58 Talk: Jasmin Güngör und Mirco Recksiek über Utility und Security Token

Marius Kramer
Marius Kramer
4. Mai 2023
Offenlegung von Werbung

Welche Entwicklungen gibt es im Bereich Security und Utility Token? Was sind die Trends? Und welche Rolle spielen dabei Dezentrale Exchanges? Darüber diskutieren die Blockchain und ICO-Experten Jasmin Güngör und Mirco Recksiek.

Über Utility Token und Security Token

Utility Token: Token, die eine bestimmte Funktion in einem Netzwerk erfüllen und/oder Zugang zu einem zukünftigen Produkt basierend auf der Blockchain gewähren. Diese Funktion kann sehr offen gestaltet werden, was es schwierig macht aus rechtlicher Sicht Utility Token richtig einzuordnen.

Mirco: Viele der Token, die im Umlauf sind, sind sogenannte Utility Token, d.h. sie erfüllen einen Zweck in einem Blockchain basierten Produkt, welches bereits existiert oder erst noch zu bauen ist. Die “Utility” ist dabei schwierig zu greifen und zu definieren und so werden Blockchain-Start-ups bei deren Gestaltung teilweise sehr kreativ. Vielen der Utility Token sagt man daher auch nach, dass sie in Wahrheit “Securities” sind, also Wertpapiere. Die SEC hat diese Crypto Assets “Security Token” getauft.

Security Token: Token, die sich wie Wertpapiere verhalten und auch entsprechend strukturiert und geregelt sind. Diese Token können analog zu jeder Art von Wertpapier gestaltet werden, z.B. zu Aktien mit Dividenden und Stimmrechten.

Wie würdest du beide Arten scharf voneinander abgrenzen? Die SEC soll zudem gesagt haben, dass wenn wertsteigernde Maßnahmen in einen Token implementiert worden sind, wie z.B. Rückkaufprogramme, Burning oder Dividenden, dann sei der Token definitiv ein Security Token. Wie siehst du das?

Utility Token als Investment?

Jasmin: Ich sehe es auch so, vor allem wenn man die die bestehenden Gesetze korrekt auf das Ganze auslegt. Was spannend ist, wenn wir über Utility Token reden: Wo haben diese als Investment wirklich Sinn gemacht?

Sind wir mal ehrlich: es geht hier um das Investieren und nicht um das Spenden. Auch wenn Tezos u.a in sein Whitepaper schreibt, dass es sich um Spenden an die Tezos Foundation handelt usw – ich glaube das war nicht die Intention von den „Investoren“, denn sonst müsste man von den Donern (vom engl. Donation) reden und das machen wir nicht.
Wo macht ein Utility Token am meisten Sinn? Bei einem Protokoll hat es halt am meisten Sinn gemacht, bei den generischen Blockchains, bei Ethereum und allen anderen, bei EOS, bei NEO etc.

Mirco: Irgendwann einmal erhoffen sich die Leute hier passives Einkommen zu erschaffen. Aber da klingeln ja schon die Alarmglocken, denn es muss ja ein Finanzprodukt sein. Was nicht als Finanzprodukt gehandhabt wird, ist das Mining. Wenn man hier als Mining-Unternehmer seine Steuern abführt, geht das zurück an das Land, in dem man lebt.

Jasmin: Was da ja eigentlich passiert ist, dass man ein Exempel statuieren will. Ethereum war der erste ICO, der wirklich bekannt wurde und viele Millionen eingesammelt hat.
Ich sehe das ähnlich, ich habe da immer so eine Entwicklung vor Augen, denn auch ein Token nimmt eine Entwicklung in seinem Projektverlauf. Die Blockchain von Ethereum war auch nicht einfach sofort da.

Viele Projekte sind jetzt auf diesem ERC20-Token und entwickeln sich dann von einem SAFT – Simple Agreement of Future Token – hin zu einem Utility Token und dann zu einem Security Token. Die Frage ist jetzt: kann ich heute sagen Utility Ja oder Nein? Die Frage kann man nicht direkt beantworten. Am Beispiel Ethereums sieht man, wie es sich mit dem ganzen Prozess entwickelt hat. Und deshalb denke, es wäre falsch, die aktuellen Kryptowährungen mit den aktuellen Gesetzen in ein Korsett zu pressen.

Mirco: Richtig. Bei dieser Thematik geht es immer auch um Überregulierung. Was passiert wenn man das falsch macht? Dann stoppt man die gesamte Innovation, die es in der Szene vorhanden ist.
Für mich ist das eine tolle Chance auch mal Early Stage-Projekte früh zu supporten zu können ohne Großinvestor sein zu müssen, wie bei einem IPO.

Utility Token oder Security Token? Wohin entwickelt sich der Trend?

Jasmin: Ich sehe den Trend Richtung Security Token. Was ich nicht ganz verstehe ist, warum sich denn im Moment alle in diesen Utility Token pressen?

Mirco: Das passt auch nicht. Bei einer Aktie muss ich wissen, wer der Inhaber ist. Ich kenne also den Namen. Die Projekte wollen wissen von wem sie das Geld erhalten. Dazu kann ich einen KYC – Know your Customer – Prozess machen, aber die erworbenen Token können weiterverkauft werden und damit entziehen sie sich jeglicher Kontrolle, auf welcher Wallet sie liegen und wem diese Wallets gehören. Vielleicht können wir das in 20 Jahren nachvollziehen, weil wir Digital Identities haben.

Jasmin: Weil keiner ein Security Token sein will. Oder bis jetzt nicht sein wollte.

Mirco: Ja, weil Security Token regulatorischer Aufwand sind. Aber die ICO machen alle ihre KYC-Prozesse. Die wollen sich alle absichern, dass “ja” nichts passiert. Viele gehen schon nur noch auf Private Sales, wo man genau die Identität zuordnen kann. Was die Investoren wollen ist, dass diese Token auch gehandelt werden. Die Kryptobörsen, die wir aber kennen, haben keine Lizenz um Securities oder Wertpapiere handeln zu dürfen und dürfen daher auch keine Security Token handeln..

Security Tokens können zur Zeit nur auf Dezentralen Exchange gehandelt werden

Es gibt ja schon Security Token, die werden aber aus genannten Gründen nicht gehandelt. Security Token zu handeln ginge bis jetzt nur auf auf Dezentralen Exchanges.

Dezentrale Exchanges: Dezentrale Exchanges sind Kryptobörsen, die nicht von einer zentralen Instanz gesteuert werden, wie z.B. Binance oder Kraken. Der Exchange läuft über einen Smart Contract und ermöglicht Peer-to-Peer-Trading zwischen Angebot und Nachfrage.  

Die Dezentralen Exchanges haben aber keine Liquidität und das ist dann wiederum für die Erstinvestoren uninteressant.Deshalb werden alle aktuellen Projekte auch ein bisschen dazu gezwungen ein Utility Token zu sein. Die Gesetzgebung ist einfach zu langsam und kommt mit dieser Entwicklung nicht mit.
Die meisten sagen, dass es ein Vorteil ist, ein Utility Token zu sein, aber sie werden faktisch dazu gezwungen. Denn wenn sie nicht handelbar sind, dann will auch niemand investieren und dann kommt das Projekt nicht zustande. Wie siehst Du das?

Jasmin: Dass sich die Canadian Stock Exchange oder die Stock Exchange in Boston sich öffentlich zum Thema Security Token bekennen ist schonmal kein schlechtes Zeichen. Ich glaube, das Security Token in naher Zukunft gelistet werden, vielleicht Ende diesen Jahres oder Anfang nächsten Jahres. Die GBX – Gibraltar Blockchain Exchange – möchte auch Security Token listen.

Mirco: Kannst Du denn einschätzen was danach passiert? Was passiert mit Projekten, die sagen, sie seien ein Utility Token, aber tatsächlich ein Security Token sind, werden diese dann rückabgewickelt? Was wird dann aus diesen Projekten? Das ist doch unmöglich?

Jasmin: Schwierige Frage. In erster Linie haben ja die Geschäftsführer dann strafrechtlich irgendwas falsch gemacht, und eigentlich droht dann eine Haftstrafe. Ich glaube nicht, dass dann alle ins Gefängnis müssen, sondern man wird verwarnen.

Zurück zum Thema Utility Token: Bei ein paar Token habe ich noch verstanden, warum die durch die Decke gehen, das war ja auch absehbar. Zum Beispiel: die dezentrale Exchange Kyber Network , bei dem Vitalik Buterin als Advisor mit drin ist, sowie OmiseGo. Die ersten 200 Projekte haben ihren Wert verfünfzehnfacht durch Marketinghypes und sind dadurch auf großen Exchanges gelistet worden.
Letztendlich müssen diese Projekte den Investoren etwas anbieten und da gibt es nur einen Weg und zwar den regulierten. Und hier müssen die die Restriktionen erleichtert werden.

Der Vorteil von Utility Token

Mirco: Ich sehe das auch so. Und verstehe den Schritt, lieber ein Utility statt Security Token zu kreieren, denn die Token sollen ja auch gehandelt werden.

Jasmin: Und die Gründer bekommen glänzende Augen, weil man kein Equity abgeben muss.

Mirco: Für die ist das super. Es gibt aber auch Vorreiter und gute solide Projekte, die genau diesen harten Weg des Security Token gehen, z.B. NEON Exchange, eine neue Dezentrale Exchange. Die sagten: ‚Wir gehen diesen Weg, wir sind Security Token und dann werden wir eben nicht gelistet, das ist uns aber egal, denn wir sind selber eine Exchange.‘
Ich bin ein mutiger Investor wenn ich sage ‚Security Token, das wird was. Du sagtest 2018. Ich sehe es erst 2019. Es kommt jetzt die erste Schwemme und 2019 werden die ersten auch wirklich auf Exchanges gehandelt. Dann sind wir auf einem ganz anderen Level.

Der Wert einer Crypto-Community

Das was ICO der Community gegeben haben ist die Chance, früh bei tollen Projekten dabei sein zu können. Ein ICO in Form eines klassischen Crowdsales hat Kleinanlegern die Chance gegeben “Business Angel” zu spielen und zu einem sehr frühen Zeitpunkt einer Unternehmensfinanzierung mitzumachen.
Der Security Token und drohende Regulierungen werden uns diese Chance wieder nehmen. Denn sie schreiben uns vor was wir dürfen und was nicht, so dürfen beispielsweise US-Investoren an keinem ICO teilnehmen, es sei denn sie sind akkreditierter Investor mit einem Vermögen über 1 Million US-Dollar. Manche Länder verbieten es sogar ganz, siehe China.

Ich finde das sehr schade und das ist leider auch genau der Trend den der ICO-Markt gerade einschlägt. Gute Projekte gehen schon sehr früh in Private Sales und Seed Runden unter den Hammer, bleibt etwas für den Crowdsale, zahlen die Leute noch einen saftigen Aufschlag. So ist das Geld was ins Unternehmen fließt “smarter”, aber eben nur in Händen von wenigen größeren Investoren. Der Kleinanleger bleibt dabei leider wieder auf der Strecke und genauso wird es beim Security Token wohl auch laufen.

Jasmin: Man hat aber auch erkannt, dass die Community einen unglaublichen Mehrwert bringt, wenn es darum geht die Kurse zu stabilisieren. Wenn es genug Fans gibt, dann rasselt der Kurs nicht in den Keller, sondern geht eher nach oben, je nachdem wie sich das Projekt weiterentwickelt. Das hat man halt mit einzelnen Institutionellen Investoren, die in einen investieren eher nicht.

Mirco: Richtig, aber dafür hast du strategische Investoren. Leute, die mit einem großen professionellen Netzwerk und Know-how helfen das Projekt weiter zu bringen. Fans sind gut, aber Fans bringen das Unternehmen nicht weiter. Die bringen zwar Nachfrage und und den Kurs nach oben, jedoch in der Regel nicht das Unternehmen, deshalb macht eine Professionalisierung des Ganzen schon Sinn, jedoch sollte man die Community dabei nie vergessen, denn das unterscheidet die “alte” Welt der Unternehmensfinanzierung von der “neuen” Welt. Der Security Token ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, sollte aber die Kernidee der Blockchain nie vergessen: Dezentralisierung, auch von Investitionen.

Jasmin: Es darf ja auch ein Mix sein. Es darf ja einen Private Sale geben. Wenn es aber darauf hinausläuft, dass nur die großen Investoren Discounts erhalten und die Community wiederum nicht…

Pools und Crowdsale

Mirco: …und deswegen poolen jetzt alle. Alle machen Pools. Warum? Damit ich selber diese fetten Boni bekomme, weil ansonsten bin ich wieder der Idiot der von den Investoren rasiert wird, die schön in der Seed Runde mit 100% Bonus reinkommen und bei Marktstart direkt dumpen, weil sie ihr Geld ja schon verdoppelt haben.

Pools: Ein “Pool” ist ein Zusammenschluss von Kleininvestoren, die ihre kleineren Investments zu einem größeren Investment vereinen und als Großinvestor bei einem Blockchain-Startup auftreten, um bessere Konditionen und Boni zu bekommen.

Das ist ein großes Problem und deswegen ist ja dieser regulatorische Prozess gut. Im Moment wird die Community halt wirklich missbraucht. Wir sind an einem Scheideweg, wo es jetzt Richtung Security Token gehen muss, denn der Zug für die einfachen Leute ist abgefahren. Im Crowdsale bekommst du noch 0,1 Ether. Crowdsale wird nur noch als Marketingmaterial benutzt und ich hoffe das man einen Mittelweg finden kann, zwischen strategischen Investoren und der Community. Im Frühling 2018 ging es es los mit den Pools.

Jasmin: Es ist ja auch eine Grauzone, weil Pool und KYC  nicht zusammen geht.

Mirco: Das passt nicht. Manche Pools machen deswegen schon KYC von jedem Teilnehmer, um dann alle Daten weiter zu leiten und zu sagen ‚Hier das sind unsere Investoren‘. Deshalb akzeptieren die meisten Projekte Pools schon nicht mehr, denn die Projekte kennen nur den Vertreter, aber im Pool sitzen ja tausend Leute dahinter.
Da muss man Gesetze neu schreiben. Wir sind speziell langsam hier in Mitteleuropa, das sieht man ja auch schon an der Digitalisierung. Asien ist da viel dynamischer. Singapur, Japan… Da muss man vor den Asiaten komplett mal den Hut ziehen, die haben den Zahn der Zeit erkannt.


Jasmin Güngör kommt aus dem Finanzwirtschaft. Sie ist Partnerin bei DLT Capital, sowie als ICO-Adviserin tätig. Seit 2011 verfolgt sie Bitcoin, 2017 ist sie dann richtig in den Kryptomarkt eingestiegen.

Mirco Recksiek ist seit 15 Jahren im Anlagegeschäft und und hat seine erste Aktien mit 14 Jahren (über seinen Opa) gekauft. 2016 stieg er in den Kryptomarkt ein. Er arbeitet als Blockchain Expert bei KI decentralized. Neben Workshops fokussiert sich seine Arbeit auf Business Development und alle Themen rund um ICOs und Kryptowährungen.

Mitwirkende