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Digital Literacy: Deutschland liegt fünf Prozent unter dem europäischen Durchschnitt
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Digital Literacy: Deutschland liegt fünf Prozent unter dem europäischen Durchschnitt

Redaktion
Redaktion
4. März 2024
Offenlegung von Werbung

Im vergangenen Jahr erreichte die Europäische Union einen bedeutenden Meilenstein: Insgesamt 91,5 % aller Bürger*innen der EU-Staaten haben nun Zugang zum World Wide Web haben. Die einzelnen Staaten schneiden gut ab, angefangen bei den Spitzenreitern Luxemburg und den Niederlanden, wo 99 % der Menschen Internetzugang haben, bis hin zu Griechenland (87 %), Bulgarien und Litauen (jeweils 89 %), die zwar große Fortschritte gemacht haben, aber wo immer noch Verbesserungspotenzial nötig ist.

Mit 92,5 % der Bevölkerung, die Zugang zum Internet hat, liegt Deutschlands um einen ganzen Prozentpunkt über dem EU-Durchschnitt. Viele würden es als einen Erfolg betrachten, aber das hat Kritiker nicht davon abgehalten, ungünstige Vergleiche mit den Nachbarländern anzustellen. In einem möglichen Schlag gegen den nationalen Stolz Deutschlands zeigt die Statistik, dass Frankreich, Belgien, Österreich und Spanien, trotz der vergleichbar niedrigeren BIPs, alle einen wesentlich höheren Anteil an Online-Abdeckung haben. Diese liegt bei entsprechend 92,8 %, 94,6 %, 95,3 % bzw. 95,4 %. Der Grund dafür, dass Deutschland schlechter abschneidet, scheint am langsameren Fortschritt beim Ausbau von Internetleitungen in den letzten zehn Jahren oder so zu liegen. Deutschland ist tatsächlich eines von nur drei Ländern, die es nicht geschafft haben, in den vergangenen 13 Jahren zweistelliges Wachstum zu erzielen. Für die beiden anderen Länder in dieser Gruppe, Luxemburg und die Niederlande, lässt sich dieser Rückgang leicht erklären, da sie bereits den Höhepunkt der Konnektivität erreicht haben (bei 99 %), aber für die Probleme Deutschlands gibt es keine offensichtliche Erklärung. Wir von CryptoMonday wollten der Sache auf den Grund gehen…

Deutschland enttäuscht durch veraltete Infrastruktur

Eine der Herausforderungen, die das Wachstum der Konnektivität in Deutschland behindern, ist die Antiquität ihrer vorhandenen Infrastruktur, wobei ein großer Teil des vorhandenen Kabelnetzes aus Kupfer besteht. Dieses Material lässt keine hohen Internetgeschwindigkeiten zu. Die Kabelinfrastruktur einer Stadt, geschweige denn eines so großen Landes wie Deutschland, ist berüchtigt teuer zu erneuern. Außerdem ist es vielerorts einfach keine Priorität. Diejenigen, die daran erinnert werden müssen, wie abgehoben die Regierung in solchen Fragen sein kann, müssen nur an die berüchtigte Aussage von Angela Merkel aus dem Jahr 2013 denken: "Das Internet ist für uns alle Neuland". Sie sagte es ganze 24 Jahre, nachdem Tim Berners-Lee das World Wide Web erfunden hatte!

Die Europa 2020-Strategie sah vor, dass die Mitgliedstaaten sich zu drei Zielen verpflichten: Breitbandverbindungen mit einer Geschwindigkeit von 30 Mbit/s für alle bis 2013; 50 % der Haushalte mit einer Geschwindigkeit von über 100 Mbit/s bis 2020; und neue Investitionen in die Glasfasertechnologie. Deutschland versuchte, die ersten beiden Ziele rechtzeitig zu erreichen. Als man dabei scheiterte, wurde allem Anschein nach beschlossen, das dritte Ziel einfach zu ignorieren. Stattdessen konzentrierte man sich darauf, die Internetgeschwindigkeit durch die Erweiterung des alten VDSL-Netzwerks mit Hilfe der als Vectoring bekannten Technologie zu verbessern.

Deutschland hat noch viel Arbeit vor sich

Deutschland liegt derzeit weltweit auf Platz 55 bei der durchschnittlichen Breitbandgeschwindigkeit und hinkt seinen Nachbarn Frankreich (10. Platz), Rumänien (11. Platz) und Spanien (12. Platz) weit hinterher. Insgesamt können 22 europäische Nationen eine schnellere Geschwindigkeit als Deutschland vorweisen, was eine enttäuschende und peinliche Nachricht für die größte Volkswirtschaft Europas ist. Als ob die Position für das Kraftpaket der EU nicht viel schlechter sein könnte, schneidet Deutschland in Bezug auf die Glasfasertechnologie noch schlechter ab. Es gibt nur vier Ländern, die schlechter bewertet sind, was Deutschland an fünfter Stelle in der Rangliste der Länder mit "dem meisten Nachholbedarf" platziert. Als die Daten 2022 veröffentlicht wurden, warteten in Deutschland noch weitere 32,4 Millionen Haushalte auf einen Glasfaseranschluss.

In der gesamten Europäischen Union betrug der durchschnittliche Anstieg der Internetkonnektivitätsrate zwischen 2010 und 2023 bemerkenswerte 38 %, aber in Deutschland war es nur die Hälfte davon mit einem Anstieg von nur 16 %. Diese Statistiken sollten jedoch mit Vorsicht behandelt werden, denn bereits im Jahr 2013 hatte etwa 80 % der Bevölkerung die Möglichkeit, ins Internet zu gehen - trotz der veralteten Infrastruktur des Landes und der Tatsache, dass Angela Merkel das Internet gerade erst entdeckt hatte. Zu diesem Zeitpunkt lagen Belgien (77,8 %), Frankreich (75,8 %), Österreich (74,2 %) und Spanien (63,5 %) alle hinter Deutschland zurück, sodass sie zu diesem Zeitpunkt noch mehr tun mussten als Deutschland. Aber heute haben all diese Länder Deutschland überholt. Hierzulande scheint die größte Herausforderung zu sein, mit der erforderlichen Zugänglichkeit und Infrastruktur Schritt zu halten, um die aktuellen EU-Standards zu erfüllen.

Digital Literacy: Deutschland schneidet unterdurchschnittlich ab

Unglücklicherweise sind für die Deutschen die schlechte Breitbandabdeckung nicht die einzige Herausforderung, die sich beim Zugang zum Internet stellt. Die sogenannte Digital Literacy des Landes liegen ganze 5 Prozentpunkte unter dem europäischen Durchschnitt von 53,92 %. Während nur wenige Länder mit all den Tech-Wunderkindern in Island mithalten können, die mit 80,99 % die Spitze der Rangliste bilden, schneidet der Großteil Westeuropas deutlich besser ab. Dabei rücken die Niederlande mit 78,94 %, die Schweiz mit 77,79 % und Luxemburg mit 63,79 % alle das schlechte Abschneiden Deutschlands ins Rampenlicht.

Die durch niedrige digitale Bildungsniveaus entstehenden Schwierigkeiten waren insbesondere während der Zeit des Lockdowns zu beobachten, als der mit Covid-19 zusammenhängende Wechsel zum Online-Lernen die Notwendigkeit verdeutlichte, dass Deutschlands Schulen ihre Ausrüstung und Schulung verbessern müssen. Vor der Pandemie gab es an deutschen Schulen nur sechs Computer für je zehn Schüler, während Zahlen der OECD aus dem Jahr 2018 zeigen, dass andere Industrieländer viel besser abschneiden, mit rund neun Computern pro zehn Schüler.

Vor dem Lockdown ergab eine 2018 von ICILS (International Comparative School Performance) durchgeführte Studie, dass die durchschnittlichen Computer- und Informationsfähigkeiten deutscher Achtklässler im Vergleich zu ihren internationalen Pendants mittelmäßig waren. Ein Drittel hatte es gerade mal geschafft, die beiden untersten Kompetenzstufen zu erreichen - das Anklicken eines Links und das Kopieren und Einfügen von Inhalten. Dieses Bild hatte sich seit einer früheren ICILS-Studie von vor fünf Jahren (2013) nicht wesentlich geändert.

DigitalPakt#D soll digitale Kompetenz in Deutschland erhöhen

Im Jahr 2018 initiierte die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka das Programm DigitalPakt#D, in dessen Rahmen 40.000 Schulen mit Computern und Software ausgestattet werden sollte. Der DigitalPakt#D soll das Problem angehen, dass Lehrer selten über spezialisierte IT-Fähigkeiten verfügen, insbesondere in einem Land, das für seine geringe digitale Kompetenz bekannt ist, indem Hardware und Software an ein von externen Experten betriebenes Cloud-Netzwerk ausgelagert werden.

Es wurden umfangreiche Investitionen vorgesehen. Inzwischen scheinen sie ihre Auswirkungen zu zeigen und es gibt erste Anzeichen dafür, dass Deutschland endlich aufholt. Bei der Betrachtung des Wandels der grundlegenden digitalen Kompetenzen zwischen 2021 und 2023 wurde ein Sprung um 3,3 Prozentpunkte festgestellt, von 48,92 % auf 52,22 %, und das ist eine der signifikantesten Verbesserungen im Vergleich zu anderen Ländern.

Es scheint jedoch, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen sind. Analysten von CryptoMonday verwendeten eine lineare Regressionsmethode, um die Vorhersage für 2025 zu berechnen. Dabei stellten wir fest, dass selbst wenn der Trend in einem ähnlichen Tempo weitergeführt würde, Deutschland bis zu diesem Jahr nur eine Digital Literacy von 55,52 % erreichen würde. Die Zahl liegt nicht nur unter dem europäischen Durchschnitt von 57,33 % im Jahr 2023, sondern auch weit unter dem für 2025 prognostizierten europäischen Durchschnitt von 60,72 %. Mit anderen Worten: Deutschland muss die Wachstumsrate mehr als verdoppeln, um mit dem europäischen Durchschnitt Schritt zu halten.

Deutschland ist jedoch nicht allein mit seinem Kampf, da sowohl Luxemburg als auch Frankreich voraussichtlich im Jahr 2025 unter dem europäischen Durchschnitt bleiben werden, mit einer Digital Literacy von 56,49 % bzw. 57,38 %. Das unterstreicht die Notwendigkeit, dass diese Länder jetzt Änderungen vornehmen müssen, um Schritt zu halten. Die Bedeutung der Verbesserung der Fähigkeiten in diesem Bereich kann nicht genug betont werden, insbesondere da immer mehr Sektoren, von der Bildung bis zur Gesundheitsversorgung, ihren Schwerpunkt auf die Online-Verbindung legen. Die Weltgesundheitsorganisation hat sogar dringende Investitionen in Breitband und digitale Gesundheitstools gefordert, um die Bereitstellung von medizinischen Dienstleistungen und ärztlichen Gesprächen aus der Ferne zu ermöglichen. Aber scheinbar haben nicht alle diesen Appel gehört, denn bisher hat nur die Hälfte der europäischen Länder einen Plan zur Verbesserung der digitalen Gesundheitskompetenz entwickelt.

Ryan Matthews, Technologieexperte bei CryptoMonday, glaubt, dass Deutschland schnell handeln muss, um nicht zurückgelassen zu werden:

Es ist überraschend, dass Deutschland, die wirtschaftliche Lokomotive der EU, so weit hinter seinen Nachbarn zurückliegt, wenn es darum geht, seine Bevölkerung online zu bringen und mit der digitalen Technologie Schritt zu halten. Das Internet ist zum Nervensystem unserer industrialisierten Welt geworden, und sowohl universeller als auch schneller Zugang sind entscheidend, um relevant und wohlhabend zu bleiben, ganz zu schweigen von den Verbesserungen, die an der Lebensqualität vorgenommen werden können. Die Aktualisierung der Infrastruktur und die Bildung der Bevölkerung geschehen nicht über Nacht, und Länder, die jetzt keine Zeit und Ressourcen investieren, werden später ein großes Problem haben.

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