- Das Unternehmen versprach ein gemeinschaftlich geführtes Kreditsystem, das mit riesigen Renditen und finanzieller Freiheit einhergehen sollte.
- Die Krypto-Plattform hatte seit mindestens 2020 ernsthafte Probleme mit Liquidität.
Die insolvente Krypto-Sparplattform Celsius führte ihre Nutzer in die Irre und verwendete neue Kundeneinlagen, um den Auszahlungsanträgen anderer Kunden nachzukommen. Laut der unabhängigen Prüferin Shoba Pillay ist das die klassische Definition eines Schneeballsystems.
Die Prüferin wurde vom New Yorker Konkursgericht gebeten, einen objektiven Blick auf die Geschäfte der Krypto-Plattform zu werfen. Ihre Erkenntnisse über die Geschäftstätigkeit von Celsius in der Zeit vor der Konkursanmeldung im Juli letzten Jahres wurden in einem Bericht veröffentlicht.
Versprechen vs. Realität
Das Unternehmen versprach ein von der Community geführtes Kreditsystem mit enormen Renditen und einer finanziellen Freiheit. In Wirklichkeit nutzt Celsius die eigene Kryptowährung CEL weitgehend, um das Management des Unternehmens zu bereichern – und verschwieg den Kunden die Risiken. Pillay sagte:
Wenn Celsius die Abhebungen der Kunden am 12. Juni nicht ausgesetzt hätte, wären neue Kundeneinlagen unweigerlich zur einzigen liquiden Quelle für Celsius geworden, um Abhebungen zu finanzieren. In einigen Fällen hat Celsius zwischen dem 9. und dem 12. Juni neue Kundeneinlagen direkt zur Finanzierung von Abhebungsanträgen von Kunden verwendet.
Dabei handelt es sich um das Schema eines klassischen Schneeballsystems, bei dem die tatsächliche Marktentwicklung nicht die versprochenen Renditen erbringt.
In anderen Fällen war die Situation weniger direkt, zum Beispiel im Mai und Juni 2022. Die Renditen aus der Verleihung von Kryptowährungen reichten nicht aus, um die Rückkäufe von CEL zu decken, so dass Celsius die Kreditprogramme rückgängig machen musste.
Probleme begannen vor Jahren
Pillay fügte hinzu, dass der Krypto-Kreditgeber seit mindestens 2020 ernsthafte Probleme hatte. Schon damals begann das Unternehmen, Kundengelder zur Finanzierung von Betriebskosten und Belohnungen zu verwenden.
Es stellte sich heraus, dass Alex Mashinsky, Gründer und CEO von Celsius, in den vier Jahren vor dem Konkurs 25 Millionen CEL-Token im Wert von fast 69 Millionen US-Dollar verkauft hatte. Mashinsky beteuerte wiederholt, dass er CEL nicht verkaufe und dass die Mitarbeiter wüssten, dass der Token keinen wirklichen Wert habe. Celsius-Mitgründer Daniel Leon und Nuke Goldstein sollen CEL im Wert von 9,74 Millionen bzw. 2,8 Millionen US-Dollar verkauft haben.
Pillay stellte außerdem erhebliche Probleme bei der Einhaltung von Steuervorschriften im Unternehmen fest. Sie behauptet, dass die Mining-Abteilung der Firma über 23 Millionen US-Dollar an Steuern schulden könnte. Im Vereinigten Königreich soll Celsius 3,7 Millionen US-Dollar an Mehrwertsteuern schulden.