Dutzende Handelsgruppen haben die Preise von Kryptowährungen auf großen Kryptobörsen manipuliert. Dies führte für Millionen anderer Nutzer zu Verlusten in Millionenhöhe.
Das Wall Street Journal hat zwischen Januar und Juli die Handelsdaten sowie die Onlinekommunikation zwischen Händlern überprüft und insgesamt 175 „Pump and Dump“-Beispiele aufgedeckt, die bei 121 unterschiedlichen Coins ausgeführt wurden. Das Schema ähnelte sich stark: Der Kurs eines Coins wurde stark erhöht, nur um wenige Minuten später deutlich zu fallen.
Bei „Pump and Dump“ handelt es sich um eine der ältesten Formen der Marktmanipulation. Dabei wird der Preis eines Assets in die Höhe getrieben und zu einem hohen Kurs wieder abgestoßen. Die Folge ist meist ein finanzieller Verlust für andere Anleger. Von den Initiatoren werden ein Datum sowie eine Zeit und die dazugehörige Börse bekannt gegeben. Dies alles passiere innerhalb weniger Minuten.
Fehlende Regulierung bei Kryptowährungen ein Problem
Ein Problem sei laut dem Krypto-Rechtsanwalt Ben Yates die fehlende Regulierung. Während solche Schemata auf Märkten die der New Yorker Börse eindeutig verboten sind, könnten sie auf Kryptobörsen ungestraft ausgeführt werden.
WSJ analysierte unter anderem einen Chatroom namens Big Pump Signal im Messenger Telegram, in dem insgesamt 26 Pump-Prozesse initiiert wurden, die zu Handelsvorgängen im Wert von 222 Millionen Dollar geführt haben sollen. Dies ist nur eine von vielen Gruppen, die es auf der Plattform gebe. Viele seien nur auf Einladung zugänglich. Weitere Gruppen gebe es auch auf Discord.
Ein besonders herausstechendes Beispiel sei der Fall Cloakcoin. Anfang Juli forderte die Gruppe Big Pump Signal ihre Nutzer dazu auf, diesen Coin um exakt 15 Uhr nachmittags Ostküstenzeit auf Binance zu kaufen. Der Effekt war sofort zu erkennen: Der Preis stieg binnen kürzester Zeit um 50%, nur um wenige Minuten später wieder abzusacken. Innerhalb kürzester Zeit wurden 6700 Trades durchgeführt und 1,7 Millionen Dollar umgesetzt.
Wer genau hinter diesen Aktionen steckt, ist unklar. Alle Moderatoren sind anonym, zudem werde wie bei Cloakcoin bevorzugt mit Coins gehandelt, bei denen die Beteiligten unerkannt bleiben.
Spiel mit der Kryptowährung
Für die Teilnehmer an diesem Schema sei das Ganze ein Spiel, wie Dave Jevans von der Kryptoanalysefirma CipherTrace wissen ließ. Jeder plane, möglichst viel Geld bei der Aktion herauszuschlagen, das Risiko von Verlusten sei aber nicht immer abzusehen.
Laut WSJ sei die Verbreitung dieses Schemas gestiegen, seitdem die Anzahl Initial Coin Offerings explodiert ist. In den vergangenen Monaten allein seien Trade im Wert von mindestens 825 Millionen Dollar durch „Pump and Dump“ durchgeführt worden.
[Bild: Vintage Tone/Shutterstock]