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Hendrik Hey über "Welt der Wunder"-ICO und Tokenpreise (1/2)

Marius Kramer
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Marius Kramer
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04. August 2018

Hendrik Hey wird den meisten als Moderator und Produzent des TV-Wissenschaftsmagazins „Welt der Wunder“ bekannt sein. Seit einiger Zeit beschäftigt er sich auch mit Blockchain-Technologie und sprach mit Base58 über sein Projekt MILC, mit dem er nun beides vereint: Medienbranche und Blockchain. Das Gespräch führte Patrick Garbe.

„Welt der Wunder“ goes Blockchain

Base58: Hendrik, du bist der breiten Masse ja eher aus dem TV bekannt, jetzt in letzter Zeit bist du vermehrt in der Blockchain-Community zu sehen. Wie ist dein erster Kontakt mit der Blockchain gewesen?

Hendrik Hey: Wir hören ja als ‚Welt der Wunder‘ immer sehr früh von Technologien, also von daher ist mir die Blockchain-Technologie schon sehr lange ein Begriff. Die Frage für uns war eher inwieweit sie einsetzbar ist.

Ich fand damals diesen Ansatz des Bitcoins sehr interessant, weil es tatsächlich mal eine Idee war, wie eine Technologie die mehr oder weniger rumlag plötzlich eine Ausdrucksform gewonnen hat. Das fand ich sehr spannend.

Ich habe dann angefangen, mich einfach mehr dafür zu interessieren und kam dann durch lesen, studieren und nachfragen darauf, dass Blockchain eigentlich ein exakt passendes Instrument für das ist, was wir eigentlich machen. Das hat was mit Lizensierung zu tun, mit Right Management und so weiter.

So konnten wir diese Technologie in etwas integrieren, an was wir schon viel länger arbeiteten, nämlich an einer virtuellen TV-Messe.

Das ist aber eher der Broadcast Technology Ansatz. Dann kam die Technologie dazu. Natürlich bin ich kein IT-Spezialist, ich bin jemand, der das von oben aus der Vogelperspektive sehr gut sieht, ich kann das schnell adaptieren aber ich musste mich mit den Profis hinsetzen um zu lernen, wie komplex das eigentlich ist. Das Geile ist, dass es überhaupt nicht komplex ist. Wir arbeiten auch mit Artificial Intelligence, das ist komplex und da wird es schwierig.

Blockchain Technology, auch Smart Contracts haben den großen Vorteil, dass es überschaubarer Code ist, mit einem hohen Nützlichkeitswert und damit ist es Industriekompatibel. Das ist das geniale an der ganzen Geschichte, du wirst nicht irre, nur weil da Blockchain draufsteht.

Ich muss da auch immer ein bisschen lachen, wenn diese ganzen Blockchain-Profis durch die Gegend rennen und sagen: ‚Hey, Blockchain-Erfahrung!‘. Meine IT Leute wollen das nicht machen, weil die sagen „wir sind System-IT Leute, wenn wir versagen, dann bricht ein Fernsehsender zusammen, das ist eine ganz andere Herausforderung, bitte lass uns nicht sowas machen“. Das ist ungefähr so als ob du mich in die erste Klasse setzt und mich abschreiben lässt.

„Genau das ist das Gute für unsere Wirtschaft, es ist eben nichts was Raketenwissenschaft bedeutet, wo du dich in Systeme eindenken musst, wo du Datenbankaufbau betreiben musst, sondern es ist einfach umsetzbar und damit nützlich.

Initial Coin Offerings – Warum ein ICO für MILC?

B58: Wie ist dann die Idee zu dem ICO entstanden?

Hendrik Hey: Davon hatte ich bis letztes Jahr, Sommer 2017, noch nie gehört. Dann kam ein Bekannter auf mich zu und fragte, ob ich mal über einen ICO nachgedacht habe. Und ich so: What? Was? Wie? Dann sagte er, das ist so ähnlich wie ein IPO, ich sagte IPO kenne ich.

Initial Coin…, was sind Coins? Was heißt das? Wie alle die das erste Mal damit in Berührung kommen, fragst du dann, hat das was mit Bitcoin oder Ether zu tun und dann fängst du an, dich damit zu beschäftigen.

Ich habe mich dann relativ schnell von diesem Cryptocurrency gelöst, das finde ich nicht so interessant. Aber ich war schnell bei dem Begriff, den ich Tokenization nenne, also eine Art Layer einzubauen in ein Wirtschaftssystem, was dir die Möglichkeit gibt, ganz anders mit deinen Communities zu interagieren und das eben nicht eine Aktie ist.

Ich halte Aktien für volkswirtschaftlich häufig sehr schädlich. Dieses Rennen um das goldene Kalb, Shareholder Value ist nicht unbedingt immer das, was ein Unternehmen immer tun sollte. Ein Unternehmen denkt viel langfristiger und eben nicht in Tagestrades und solchen Sachen.

Wenn du gezwungen bist als börsennotiertes Unternehmen diesen Tageswünschen zu folgen, tust du manchmal das Falsche. Du wirst da gefeiert, wenn du 10.000 Leute rausschmeißt. Dann freut sich dein Aktionär. Das ist aber volkswirtschaftlich schädlich. Ich sehe in der Tokenization einen ganz anderen Approach. Ich sehe, dass da eben wirklich einen Token, der viel enger mit dem Unternehmen zusammenarbeitet, weil beide eben an ihrem Wert arbeiten. Der Wert liegt in dem, was die Firma schafft und nicht in dem was es an Spekulation bedeutet.

MILC – Tokenisierung der Medienindustrie?

B58: Was genau ist MILC?

Hendrik Hey: MILC ist ursprünglich die Übersetzung von Micro Licensing Content. Das ist eine Reminiszenz an ein Projekt, was schon im Jahre 2000 entstanden und fast eine Patentschrift geworden ist. Da ging es um genau das gleiche, nämlich Mikrolizenzen im Content Bereich möglich zu machen. Damals wäre die einzige Möglichkeit gewesen, das über eine Kreditkarte abzuwickeln, die kann aber solche Volumen nicht. In der Medienindustrie geht es ja um viel Geld. Das geht nicht über eine Kreditkarte. Ich muss dazu sagen, das war nicht von mir entwickelt, sondern von einem sehr guten Freund von mir, der hat damals sein Patent gestoppt, weil der neue Markt und die Dotcom-Industrie zusammengebrochen ist. Ich habe dieses Projekt dann quasi neu entwickelt, ohne davon zu wissen. Da wir uns sehr gut kennen holt er dann irgendwann seine Patentschrift raus und das hieß MILC. Da habe ich gesagt pass auf, auch wenn ich eine parallele Entwicklung hatte, so meint sie doch das Gleiche aber ich nehme deinen Namen als Reminiszenz für etwas, das du schon vor 18 Jahren entwickelt hast. Deshalb MILC.

Der MILC als Token ist der Micro Licensing Coin und der hat eine Nutzbedeutung in meiner Industrie. Er ist auch eine Cryptocurrency. aber er hat keine Bedeutung als Bezahlmittel im klassischen Sinne so wie Bitcoin. Er hat eine Bedeutung als Tauschmittel in einer Industrie mit diversen Vorteilen dadurch.

MILC: Privatinvestoren und Tokenowner stehen in Koexistenz mit dem Unternehmen

B58: Ist MILC dann interessant für Privatinvestoren und Anleger?

Hendrik Hey: Ja klar, weil letztendlich ist ja das Medienökosystem ein sehr großes. Allein der Lizenzhandel sind so um die 500 Milliarden, die da jedes Jahr durch die TV Sender und VOD-Plattformen (Video On Demand, Anm. d. Red.) geschleust werden. Es gibt weitere Bereiche, wie den der Musik oder der Werbung, das sind alles Medienspieler, da wird alles dann noch einmal größer.

Tokenkäufer sind natürlich Early Adapters, sind frühe Förderer eines neuen Marktsegmentes. Der Vorteil kann darin liegen, wenn Industrien anfangen diesen Gegenstand zu benutzen, dass er davon mit partizipiert. Das ist ja auch neu, dass quasi der Tokenowner, wenn es ein gutes Produkt ist, an diesem Produkt mit partizipiert, eben nicht in Form einer Aktie als reine Spekulation, die sich so oder so entwickelt, sondern in direkter Koexistenz mit dem Unternehmen.

Es ist jetzt kein Token, der auf ‚Welt der Wunder‘ zugeschnitten ist, er ist auf einen ganzen Marktplatz zugeschnitten auf dem wir auch nur Teilnehmer sind.

B58: Ist der Marktplatz eher national oder spielt er auch international eine Rolle?

Hendrik Hey: Lizenzhandel ist immer international, also ‚Welt der Wunder‘ hat ja immer international gearbeitet. Das Format ist in 30 Länder verkauft. BBC ist ein langjähriger Content Partner von uns, die haben uns teilweise Leute abgeworben, die heute bei der BBC arbeiten. Die sind alle international. Discovery oder auch andere TV Stationen. Die Medienwelt ist zwar gewaltig in Form ihrer Volumen, aber wenn du es auf Personen reduzierst, ist die relativ klein. Das ist eine sehr eingeschworene Gemeinschaft. Wir tauschen Programme weltweit, um sie auf unseren Märkten zu spielen.

B58: Kommen wir nochmal ganz kurz zurück zum Investmentbereich. Ich habe gesehen ihr seid in der Roadmap gerade im Pre-Sale und ich habe gesehen, für den Public Sale ist der Preis 4 EUR?

Hendrik Hey: Public Sale ist er 4,79 EUR.

B58: Okay, ist ja vergleichsweise für den Einstieg relativ teuer. Warum ist das so?

Hendrik Hey: Wir haben gesagt, wir brauchen eine gute Community, die auch idealerweise mit dem Unternehmen mitdenkt. Natürlich ist mir aufgefallen, dass in diesem Cryptocurrency-Markt auch der gleiche Irrsinn stattfindet, wie auf dem Aktienmarkt. Daytrading, Chartanalysen hier, in die Glaskugel gucken dort und so weiter. Dass da auch gerade viele unterwegs sind, die da ihr Taschengeld ausgeben. Nicht dass sie das nicht dürfen, aber:

Wir haben extra den Preis hoch gesetzt, um zu sagen das sollte dir etwas wert sein und wenn dir etwas was wert ist, dann bist du auch mehr bei dem, was die Firma dann dafür tut.

Wir können ja nicht mit einem Projekt rausgehen und morgen gleich erfolgreich sein, wir brauchen ja auch zwei, drei, vier Monate bis das Geschäftsmodell richtig anläuft und in der Zeit wollen wir die Leute natürlich auch anleiten bei uns zu bleiben und nicht das Ding zu verschleudern. Wir können es nicht verhindern, aber man sieht jetzt schon in der Community die viel mit uns kommuniziert gibt uns eigentlich die Mehrheit die Zeit das umzusetzen, was wir mit dem Geld machen wollen, deswegen der höhere Preis. Preise sind immer Fiktion. Du kannst da auch einen ganz kleinen Preis hinschreiben, du kannst einen riesen Preis hinschreiben. Wir haben uns für den entschieden, der ist höher als viele andere, aber 4,79EUR ist auch nicht so viel.

Ist die Identifikation mit dem Projekt größer, wenn der Tokenpreis steigt?

B58: Was ihr damit erreichen wollt, ist, dass die Identifikation mit euch und dem Projekt größer ist als mit anderen, die im Cent-Bereich liegen, wo man einfach mal schnell investiert und man eventuell, wenn man 500 EUR investiert hat, schnell mal auf 1000 Euro kommt?

Hendrik Hey: Eventuell ja. Ich glaube, dass in diesen Cent-Bereichen eher in Prozent gerechnet wird. Wenn du das Geld dahinter siehst, ist es nichts. Dann freust du dich über 50% Gewinn, das sind dann aber 50 Cent. Ich sehe auch viele Projekte, und das mag ich nicht, da wird dann einfach eine ganz kleine Hard Cap gewählt, z.B. 5 Millionen und eine Milliarde Tokens ausgeschüttet für zehn Cent. Aber da ist immer mein Verdacht, dass das Fundraising am Ende das einzige Geschäftsmodell ist. Dann ist es auch so, dass du beobachtest, dass sich auf den Tradingplattformen niemand mehr für die Firma interessiert.

Es werden ja auch Coins gehandelt, die eindeutig Betrug sind. Damit passiert das Gleiche wie im Aktienmarkt. Es besteht die Gefahr, dass sich das vom Emittenten abkoppelt und das sind nicht wir. Unser Token ist sehr nah an dem was wir da bauen und da lege ich auch Wert drauf. Ich will ein Geschäftsmodell durchsetzen und nicht auf einem Exchange Markt spekulieren.

Wenn man uns das Geschäftsmodell durchsetzen lässt, dann generieren sich die Gewinne aus dem Unternehmen heraus und dass die einen Backslash auf einen Tokenwert haben, ist ja klar. Aber in der Reihenfolge und nicht umgekehrt.

YouTube-User Generated Content für Broadcaster über Compliance-Lösung?

B58: Wie ich das verstanden habe liegt eure Dienstleistung eher auf dem B2B Bereich?

Hendrik Hey: Zu Beginn ja. Im Whitepaper haben wir schon auf die weiteren Potentiale hingewiesen, aber dann habe ich gestoppt, weil dann wird es zu tief. Der C2B Bereich ist für mich super spannend und das ist auch das nächste was wir umsetzen. B2B ist schon komplex genug, lass uns erst mal damit anfangen, dann geht es auch schnell los. C2B heißt für mich vereinfacht: YouTube-User Generated Content, das ist guter Content. Das ist eine Präsentationsplattform für zum Teil sau guten Content.

Ich wüsste, dass ich aus dem YouTube-Universum mindestens 10 TV Formate machen könnte. Ich darf es aber nicht, weil der Content nicht compliant ist.

Ich bin ein Broadcaster, ich bin ein Profi und ich kann mir nicht einfach einen Clip nehmen und den senden, damit begehe ich einen Urheberrechtsverstoß. Wie komme ich jetzt an den Content ran? Ich kann jeden einzelnen Clipowner anrufen und den fragen, ob er mir für ein paar Dollar den Content überlässt, das schaffen wir nicht.

Was die MILC Plattform macht ist, dass sie eben einen Standardvertrag generieren wird, mit dem du deinen User-Generated-Content verheiraten kannst. YouTube Free Marketing.

Du stellst es da drauf und jeder kann es sich anschauen, alles ist klar. Wenn ich den dann als TV Station nehme, dann ist es auch absolut gerechtfertigt, dass du von mir z.B. 10 Dollar bekommst. Wenn ich das automatisiert abwickeln kann, dann bin ich rechtlich sicher. Ich gebe dir deine 10 Dollar und wir müssen nicht großartig dealen, das ist einfach so. Dann nehme ich mir noch 5 Clips und schon habe ich eine Sendung zusammen. Oder du sagst 1.000 Dollar, keine Ahnung.

Damit kann User-Generated-Content für die ganze TV Industrie compliant werden und dann kannst du dir vorstellen, was dann passiert, dann wirst du plötzlich wirkliche YouTube Stars sehen, denn es gibt da gute Produzenten, die aber überhaupt keinen Markt haben. Die haben zwar eine Million Follower, aber das ist nichts wert. Das ist erst dann etwas wert, wenn die Profiplattformen den Content benutzen und dafür auch immer bezahlen, es muss ja nicht viel sein.

Dann schafft es die Plattform, jedem der ein Smartphone und eine gute Idee hat, einen Marktplatz zu geben, wo er sein Material vielleicht loswird. Verheiratet mit einer legalen Ausgangsposition, die für alle gut ist.

[Bild: Kathrin Grannemann/ Base58]