Eine kleine Bitcoin-Börse mit Sitz in Alberta, Kanada, ist offline gegangen. Bevor ihre Twitter-Seite offline ging, hatte MapleChange auf Twitter angekündigt, dass sie „kein Geld mehr hatten, um es jemandem zurückzuzahlen“.
Als Erklärung hatte die Börse etwa eine Stunde vor dem Löschen seiner Twitter-Seite bekannt gegeben, dass ein „Bug“ es „einigen Leuten“ ermöglicht habe, alle Gelder an der Börse abzuheben.
In der Materie etwas gebildete Leser erinnern sich vielleicht an eine Zeit, in der Mt. Gox ähnliche Probleme behauptete. Die Behandlung der beiden Fälle durch ihre Administratoren war jedoch sehr unterschiedlich. Im Falle von Mt. Gox wurden Versuche unternommen, den Schaden zu beheben, obwohl sie zu einem größeren Schaden führten. Sie gingen sogar so weit, den Bitcoin-Preis zu manipulieren, um verloren gegangene Kundengelder zurückzugewinnen, bevor es jemand herausfand. Im Falle der kanadischen Börse haben die Betreiber offensichtlich einfach ihre Zelte abgebrochen und haben sich auf und davon gemacht.
Der MapleChange Twitter-Account besaß weniger als 2.000 Follower. Im Gegensatz dazu hat Coinbase über 1 Million Anhänger auf Twitter und die weniger bekannte Altcoin-Börse C-Cex hat fast 100.000. Kurz gesagt, Crypto-Anhänger sind im Allgemeinen sehr aktiv auf Twitter und die Anzahl an Followern auf dieser Plattform ist eine halbwegs anständige Möglichkeit, die Popularität eines Produkts oder einer Dienstleistung im Raum zu beurteilen. Wobei an dieser Stelle durch gekaufte Follower und künstliche Aktivität auch rumgetrickst werden kann.
Experten und Kunden fürchten Exit-Scam
Es ist schon eine Weile her, dass über einen guten, altmodischen Exit-Scam berichtet werden konnte. Im Crypto-Raum haben wir sie vor allem beim Gambling, im Dark Net und bei Börsen gesehen.
Das Rezept ist einfach: Sammeln Sie das Vertrauen einiger Kunden, erhalten Sie alle ihre Mittel an einem Ort, und laufen Sie mit dem Geld davon. Es spielt eigentlich keine Rolle, mit welcher Methode man mit dem Geld davonläuft, ob man einen Hack verantwortlich macht oder einfach aussteigt und verschwindet.
Die weniger häufige (heutige) Praxis hat ihren Ursprung genau dort, wo die alte Weisheit, dass man seine Coins über Nacht von Börsen und dergleichen fernzuhalten hat, herkommt. Man weiß nie, was als nächstes passieren wird, und in Crypto besitzt man de facto nichts, wenn dazu der eigene Private Key fehlt. Das liegt einfach in der Natur der Dinge.
Leider hat der „Hack“ allerlei Anzeichen eines Exit-Scams
Für den Anfang besteht keine Notwendigkeit für die Börse, seine Social-Media-Seiten zu löschen oder ganz und gar zu verschwinden. Es steht außer Frage, dass sie einer Reihe von Anlegern gegenüber verschuldet ist, glücklicher Weise einer wahrscheinlich kleinen Zahl, aber im Geschäftsalltag passieren solche Dinge, und gerade dafür sind Versicherungs- oder Konkursgerichte da.
Die kurze Zeitspanne zwischen der Ankündigung des „Bugs“ und dem vollständigen Verschwinden der Börse und ihrer Betreiber ist ein weiteres Warnsignal.
Verdächtig ist zudem die Domain selbst, die von einem „Flavius P“ bei GoDaddy registriert wurde. Die meisten ernstzunehmenden Operationen sind da in der Regel professioneller aufgestellt, um einwandfrei zu funktionieren. Ganz besonders dann, wenn sie das Geld anderer Leute verwalten.
Das Timing der Probleme ist ein weiterer wichtiger Faktor bei der Vermutung, dass es sich nicht um einen Hack oder einen Bug handelt, sondern um einen aufwändigen, vorsätzlichen Betrug.
Wie Sie aus den aktuellen Traffic-Statistiken von MapleChange.com ersehen können, haben sie in der letzten Woche höchstwahrscheinlich mehr Geschäfte gemacht als sonst. Wenn sie sich des Betrugs schuldig gemacht haben, schlugen sie früh am Sonntagmorgen zu, als sie davon ausgehen konnten, dass die meisten Kunden noch fest am Schlafen sind.
Was denkst du, handelt es sich hier um einen Hack oder einen geplanten Exit-Scam? Lass uns deine Meinung wissen.