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Venezuela und Iran planen staatliche Kryptowährungen
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Venezuela und Iran planen staatliche Kryptowährungen

Marius Kramer
Marius Kramer
25. Januar 2023
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Staatliche Kryptowährungen sind für Länder wie Venezuela und Iran eine Möglichkeit US-Sanktionen zu umgehen: Im August führt Venezuela eine neue Fiat-Währung ein, die an der staatlichen Kryptowährung Petro (PTR) gekoppelt ist und Iran will innerhalb von drei Monaten eine nationale Kryptowährung einzuführen.

Venezuela führt neue Fiat-Währung „Sovereign Bolivar“ ein

Venezuela, ein Land, das gegen eine der tiefsten wirtschaftlichen Rezessionen der Geschichte kämpft, wird laut Präsident Nicolas Maduro im nächsten Monat eine neue Fiat-Währung einführen, die an die Petro-Kryptowährung (PTR) gekoppelt ist.

Wie von der lokalen Nachrichtenagentur Telesur berichtet, sagte Präsident Maduro, dass die neue Fiat-Währung – die Bolivar Soberano (Sovereign Bolivar) – helfen wird, fünf Nullen von dem aktuellen Wert der Währung Bolivar, der aktuellen Fiat-Währung, wegzunehmen. Maduro wurde mit folgenden Worten zitiert:

,,Die wirtschaftliche Umstellung beginnt endgültig am 20. August mit dem Umlauf und der Ausgabe des neuen Sovereign Bolivar (…), welche eine neue Methode zur Verankerung in den Petro haben wird.“

Der Schritt wurde unternommen, um zu verhindern, dass die Inflationsrate des Landes 1.000.000% erreicht, eine Zahl, die in diesem Jahr noch erwartet wird. Venezuelas Wirtschaft ist nach dem Ölpreiscrash 2014 stetig zusammengebrochen, sodass es nicht mehr in der Lage war, weiterhin Zahlungen nachzukommen und Subventionen zu gewähren. Im Juni 2018 lag die jährliche Inflationsrate bei über 46.000%. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird die Inflation in Venezuela im Schweregrad gleichgesetzt mit der Wirtschaftskrise in Simbabwe in den 2000er Jahren und in Deutschland in den 1920er Jahren.
Präsident Maduros setzt große Hoffnung in die neue Währung Bolivar Soberano. Sie wird ,,das Geld- und Finanzleben des Landes radikal stabilisieren und verändern„, verkündet er.

Petro (PTR) ist die weltweit erste staatliche Kryptowährung

Der Petro (PTR) ist die erste weltweit staatliche Kryptowährung. Sie wurde am 20. Februar 2018 eingeführt. Um die Kryptowährung stabil zu halten, ist sie an den Ölpreis gekoppelt, und durch Ölreserven, Mineral- und Diamantvorkommen abgesichert. Ziel der Einführung des Petros ist es, den sinkenden Ölpreis und die durch jahrelange Misswirtschaft ausgelöste Krise zu beenden. Außerdem sollte die Inflation gestoppt und somit die drohende Staatspleite verhindert werden. Die von der Trump-Regierung durchgesetzten Wirtschaftssanktionen gegen Venezuela waren ebenfalls ein Grund.

Iran plant eine nationale Kryptowährung als Reaktion auf die US-Sanktionen

Iran könnte nach Venezuela das zweite Land werden, dass eine staatliche Kryptowährung einführt. Anlass sind die neuen Wirtschaftssanktionen der USA gegenüber dem Iran.
Erst im April verbot die iranische Zentralbank (CBI) alle Kryptowährungsgeschäft. Dieser Schritt folgte auf die sich zuspitzende Währungskrise und um Bedenken hinsichtlich Geldwäsche zu zerstreuen. Dieses Kryptowährungsverbot gilt für alle im Iran, außer dem Staat selbst.

Lokale Unternehmen und die Central Bank of Iran (CBI) wollen zusammen eine nationale Kryptowährung erschaffen

Laut lokalen Medienquellen setzen die Central Bank of Iran (CBI) sowie zahlreiche iranische Unternehmen bereits strategische Maßnahmen zur Schaffung einer nationalen Kryptowährung um. Zu den Plänen sagte Alireza Daliri, Stellvertreter der Direktion für wissenschaftliche und technologische Angelegenheiten des Präsidialamts:

,,Wir versuchen, die Grundlagen für die Verwendung einer inländischen digitalen Währung im Land vorzubereiten.“

Daliri wurde von der iranischen Nachrichtenagentur ISNA mit den Worten zitiert, dass eine große Anzahl von inländischen technologiebasierten Unternehmen über das Know-how verfügen, um die eine staatliche digitale Währung zu entwickeln. Er betonte jedoch, dass sie vor dem Start noch an der Beseitigung von Fehlern arbeiten müssten.

Basierend auf einem Bericht der Nachrichtenagentur IRNA soll die Kryptowährung innerhalb der nächsten drei Monate in das iranische Bankensystem eingeführt werden. Sie könnte zur Unterstützung der iranischen Landeswährung verwendet und später als Token für die Abwicklung von Finanztransaktionen durch Geschäftsbanken dienen.

Iran beschleunigt die Umsetzung seiner Krptowährungspläne

Die staatliche Kryptowährungsinitiative ist nicht neu. Im Februar gab der iranische Minister für Informations- und Kommunikationstechnologie, Mohammad Jayad Azari-Jahromi bekannt, dass Iran eine eigene Kryptowährung in Erwägung ziehe.
Mit der bevorstehenden Rückkehr der US-Sanktionen scheint das Land jedoch seinen Zeitplan zu beschleunigen. Die Vorteile einer nationalen Kryptowährung für den Iran beschreibt Dalir:

,,Diese Währung würde den Transfer von Geld (zu und von) überall auf der Welt erleichtern. Außerdem kann es uns bei den Sanktionen helfen.“

Nationale Kryptowährung gegen wirtschafltiche Abwärtsspirale

Die Pläne zur Schaffung einer staatlichen Kryptowährung kommen zu einem Zeitpunkt, da sich die iranische Wirtschaft inmitten einer ökonomischen Abwärtsspirale befindet. Die Fiat-Währung Rial wurde im letzten Jahr stark abgewertet. Im Mai 2018 kündigte US-Präsident Donald Trump außerdem an, dass sich Amerika aus dem Atomabkommen mit dem Iran herausziehen und die Sanktionen, deren Aufhebung geplant war, erneut verhängen werde. Sollten die Aussagen aus Washington zutreffen, dann werden die neuen US-Sanktionen gegen den Iran härter sein als die bisherigen. Diese werden voraussichtlich im August 2018 in Kraft treten. Ziel der Sanktionen ist es, Iran zu Neuverhandlungen des Atomabkommens zu bewegen.

Die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen den Iran im Jahr 2016 führte zu einer gewissen Öffnung der Handelsaktivitäten des Landes mit anderen Ländern. Einige Beschränkungen – insbesondere diejenigen, die Bankgeschäfte mit dem Iran betreffen – bestanden allerdings nach wie vor. Globale Banken und Finanzinstitute konnten iranbezogene Transaktionen nicht bearbeiten, weil sie befürchten, dass sie mit den primären US-Sanktionen, die Dienstleistungen in Dollar für die Islamische Republik verbieten, in Konflikt geraten könnten. Iran ist außerdem weitestgehend von internationalen Zahlungsnetzwerken wie PayPal, Mastercard und Visa weitgehend ausgeschlossen.

Venezula und Iran erhoffen sich wirtschaftliche Unabhängigkeit von US-Sanktionen

Regierungsbeamte in beiden Ländern glauben, dass eine nationale Kryptowährung die Möglichkeit bietet, US-Sanktionen zu umgehen. Kryptowährungen bieten einen Rahmen für grenzenlose Transaktionen, die weit außerhalb der Reichweite internationaler etablierter Finanzaufsichtsbehörden liegen.

[Bild: Yevhen Vitte/Shutterstock/]

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