Seit Ende Januar 2019 kann man mit der BISON App vier Kryptowährungen handeln. Bitcoin (BTC) sowie die drei Altcoins Ethereum (ETH), Litecoin (LTC) und Ripple (XRP) können mit und gegen den Euro gekauft und verkauft werden. Inzwischen sind die üblichen Kinderkrankheiten überwunden, Zeit also sich die Kryptoplattform der Börse Stuttgart einmal genauer anzuschauen.
Wie funktioniert die BISON App?
Als die Börse Stuttgart in 2018 mit der Ankündigung vorpreschte, eine Plattform vorzubereiten, auf der man Bitcoin und Kryptowährungen kaufen und verkaufen kann, war die Überraschung perfekt. Hatte doch die klassische Finanzwirtschaft bisher einen großen Bogen um den Kryptomarkt gemacht. Ein extrem volatiler Markt und das teilweise desaströse Image von Bitcoin & Co in der allgemeinen Öffentlichkeit ließen Banker und Börsianer lange zögern. Inzwischen wandelt sich das Bild auch bei Gesetzgeber und Institutionen. Außerdem ist die Nachfrage nach Finanzprodukten in Zusammenhang mit dem Kryptomarkt gestiegen. Investoren suchen immer nach innovativen Anlagemöglichkeiten, auch wenn die Chancen und Risiken insbesondere beim Bitcoin nach wie vor groß sind.
Bisher war der Zugang zum Kryptomarkt für Laien nicht gerade einfach und von Unsicherheiten geprägt. BISON will das ändern und hat daher von Anfang an auf einen einfachen Zugang hingearbeitet. Handeln können über die BISON App aktuell volljährige Privatpersonen mit Wohnsitz Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) sowie der Schweiz mit Staatsangehörigkeit ebenfalls aus dem EWR oder der Schweiz. Der vom Gesetzgeber vorgeschriebene Prozess des KYC (Know Your Customer) wird mittels VideoIdent-Verfahren innerhalb der App durchgeführt. Das Ganze dauert im besten Fall nicht mal fünf Minuten. Euro-Guthaben kann man mit abgeschlossenem KYC zur Zeit mit der klassischen SEPA-Überweisung auf die App einzahlen. Dazu wird automatisch ein individuelles Konto bei der solarisBank erzeugt, einem Partner der Börse Stuttgart. Seit Kurzem kann man von seiner Bitcoin Wallet in die BISON App Bitcoin übertragen.
Befindet sich das Guthaben in der Krypto App, sowohl Euro als auch Bitcoin, kann es sofort losgehen mit dem Kauf und dem Verkauf von BTC, ETH, LTC und XRP. Alle Währungen werden immer gegen den Euro gehandelt. Gebühren entstehen keine, denn BISON bzw. ihr Betreiber die EUWAX AG, eine Tochterfirma der Börse Stuttgart, finanziert sich über den Spread zwischen Kauf- und Verkaufspreis. Dieser Spread beträgt ca. 0,75% pro Kauf und Verkauf. Damit liegt BISON im guten Mittelfeld der Kosten für Kryptotransaktionen, wie sie auf Kryptobörsen oder anderen Handelsplattformen anfallen.
Eine weitere Besonderheit weist BISON auf: BISON kümmert sich um die Verwahrung der Coins. Allerdings nicht wie üblich auf einem eigenen Wallet, sondern über eine Tochtergesellschaft der Gruppe Börse Stuttgart, der blocknox GmbH. Die blocknox GmbH ist auf die sichere Verwahrung und Verwaltung von Bitcoin und Kryptowährungen spezialisiert.
Rein rechtlich ist BISON zudem so aufgebaut, dass man seine Coins von der EUWAX kauft und an sie verkauft. BISON vermittelt eben nicht wie andere Börsen zwischen Käufern und Verkäufern, sondern tritt mit der EUWAX selbst als Käufer bzw. Verkäufer auf. Quasi eine Art Krypto-Broker. Damit erspart BISON seinen Nutzern den ganzen Aufwand mit der Lagerung der Coins. Ein Private Key, den man wie einen Augapfel hüten muss, um dauerhaft über seine Kryptos zu verfügen, ist hier nicht notwendig.
In den letzten Monaten hat das Team von BISON nach und nach eine Reihe von weiteren Funktionen in die App integriert. Ein Cryptoradar visualisiert übersichtlich die aktuellen Trends zu einzelnen Währungen auf Twitter. Preisalarme ermöglichen es, sich bei bestimmten Kursentwicklungen Push-Nachrichten schicken zu lassen. Es wurde ein Info-Report für das zurückliegende Steuerjahr integriert, mit dem man sich ein Protokoll aller Transaktionen in dem Zeitraum runterladen kann.
Insgesamt ein einfaches, intuitives, auch optisch ansprechend gemachtes, rundes Angebot, das seine Nutzer nicht überfordern, sondern an die Kryptowelt heranführen will.
Test der BISON App: Kryptowährungen handeln in einfach
Der Start in die BISON App ist denkbar einfach: Download für iOS oder Android in dem jeweiligen App Store starten. Der ist natürlich kostenlos. Nach dem Öffnen der App auf dem Smartphone muss man sich zunächst registrieren. Das ist ein einfacher Vorgang, da außer der E-Mail-Adresse nichts abgefragt wird. Nach dem üblichen Prozedere mit E-Mail-Verifikation und Passwortvergabe kann es auch schon losgehen – im Demomodus. Mit diesem kann man alle Funktionen nach Belieben ausprobieren. Insgesamt 50.000 fiktive Euro als Guthaben laden ein, sich so richtig auszutoben.
Wenn man allerdings in den Modus „Echtgeldhandel“ wechseln will, um richtige Euro zu investieren, muss man zunächst ein VideoIdent-Verfahren absolvieren. Das hat bei uns im zweiten Versuch reibungslos geklappt. Dazu sollte man den Personalausweis bereithalten, worauf man vor Start auch ausdrücklich hingewiesen wird. Dann öffnet sich innerhalb der App ein Videochat mit einem Mitarbeiter. Dem gegenüber muss man sich ausweisen, persönliche Daten werden abgefragt. Ist innerhalb von 5 Minuten erledigt. Die eigentliche Freischaltung auf Grund der absolvierten Identitätsprüfung erfolgt allerdings nicht unmittelbar, sondern bei uns hat es etwa 30 Minuten gedauert.
Nun sind wir autorisiert, uns im Echtgeldhandel zu bewegen. Jedoch ist unser Konto ja noch leer. Daher müssen wir nun Euro einzahlen oder eigene Bitcoins übertragen. Für die Euroüberweisung erhalten wir eine individuelle IBAN für ein neues, nur für uns generiertes Konto bei der solarisBank. Wir überweisen 100 Euro. Geht es jetzt sofort los? Nein, wir müssen warten, bis die Euro in der App als Guthaben erscheinen. Das kann je nach Wochentag etwas dauern, jedenfalls im Rahmen dessen, was bei normalen Banküberweisungen üblich ist. Da wir die Überweisung am Dienstag Mittag ausführen, steht das Guthaben am Mittwoch Morgen zur Verfügung.
Nun können wir die ersten Kauforder platzieren. Das ist denkbar einfach: In einem bestimmten Moment, wenn einem der angezeigte Kurs vorteilhaft erscheint, klickt man auf „Kaufen“. Dann wird einem der angezeigte Preis für ein paar Sekunden garantiert. Nach erneuter Bestätigung kaufen wir. Die von uns erworbenen Coins landen unmittelbar in unserem Portfolio in der App. Das ist übersichtlich gemacht, wir sind stets auf dem Laufenden, wie es um unsere Investitionen steht.
Nach ein paar Tagen entscheiden wir uns, einige Positionen wieder aufzulösen. Das damit erzielte Euro-Guthaben überweisen wir auf unser Fiat-Girokonto. Auch hier müssen wir etwas warten, bis der Betrag sich einfindet.
Insgesamt funktioniert die BISON App so, wie sie soll. Technische Probleme konnten wir nicht feststellen. Die Handhabung der App ist wie versprochen einfach. Das Design ist nicht ganz State-of-the-art aber funktional.
Vorteile und Nachteile der BISON App
Eingeschränkte Funktionen, einfache Handhabung
Die BISON App bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Krypto-Einsteigern und eingefleischten Krypto-Nerds. Es beiden Enden des Spektrums recht zu machen, ist ein schwieriger Drahtseilakt. BISON hat sich entschieden es Anfängern leicht zu machen, einen Einstieg in den Handel mit Bitcoin und Co. zu finden. Auf ausgefeilte Funktionen wie z.B. Stopp-Loss-Orders usw, die auf den großen Kryptobörsen gang und gäbe sind, wurde bewusst verzichtet. Dafür gibt es individuelle Preisalarme. Die Zukunft wird zeigen, inwieweit sich BISON hier weiter öffnet, um auch für die wachsende Zahl der Profis attraktiv zu werden.
Ein paar Altcoins fehlen
Auf den meisten großen Kryptobörsen kann man hunderte wenn nicht tausende Kryptowährungen handeln. Bei BISON sind es derzeit mit unter der vier größten nach Marktkapitalisierung, aber etwas mehr könnten es schon sein. Weitere Coin-Klone braucht zwar niemand, aber die eine oder andere Währung mit abweichenden, innovativen technologischen Besonderheiten könnte durchaus noch aufgenommen werden.
Regulierung auf die feine Art
Der Prozess der Identitätsfeststellung via VideoIdent ist zwar einerseits etwas nervig, aber damit gehorcht BISON regulatorischen Vorgaben. Ähnliches soll für die Wartezeiten bei den Geldtransfers gelten. Konsequent eingehaltene Regularien scheinen also etwas die Dynamik aus der Sache zu nehmen, bieten aber andererseits den Vorteil, sich rechtlich auf sicherem Terrain zu bewegen. Dass sich eine klassische Wertpapierbörse mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung im elektronischen Handelssystemen für ein solches Angebot verbürgt, ist ein hohes Gut. Anleger, die technisch-organisatorische Risiken minimieren wollen, vertrauen zurecht auf diese Kompetenzen. Ein ähnliches Umfeld bietet zur Zeit kein anderes Angebot.
Kein Aufwand mit Verwahrung der Coins
Die BISON App ist kein Wallet, trotzdem gehören einem die Coins zu 100%. Es ist jederzeit möglich die gekauften Coins auf ein eigenes Wallet zu übertragen. Die blocknox GmbH, eine Tochter der Gruppe Börse Stuttgart, sorgt für die treuhänderische Verwahrung. Kopfzerbrechen, wie man seine Coins sicher verwahrt, muss man sich also nicht machen. Das wird so manchen Einsteiger beeindrucken, die vor diesem Problem einigermaßen verunsichert zurückschrecken, weil sie sich überfordert fühlen.
Persönlicher Service auf allen Kanälen
Ticketsystem in der App, E-Mail, Facebook, Twitter, Instagram – der BISON-Service scheint sehr breit aufgestellt, um Nutzeranfragen auf allen Kanälen zu beantworten. Wir selber mussten darauf nicht zurückgreifen, aber was wir an öffentlichen Anfragen finden konnten, wurde durchweg zeitnah und lösungsorientiert bearbeitet. Ähnliches würde man sich auch von anderen Anbietern wünschen, die manchmal kommunikativ wie ein schwarzes Loch agieren.
Steuern: Info-Report
Es hat etwas von einem Wink mit dem Zaunpfahl. BISON macht mit seinem Info-Report, in dem alle Transaktionen für das zurückliegende Steuerjahr dokumentiert werden, unmissverständlich deutlich: Aktivitäten auf der Plattform sind steuerlich relevant. Ein ungeliebtes Thema wird damit pragmatisch abgeräumt.
Fazit
Die BISON App ist eine außerordentlich gelungene Möglichkeit für Einsteiger, einfach und seriös in den Kryptomarkt zu investieren. Diese Einfachheit geht auf Kosten des Funktionsumfangs, was manchen Krypto-Profi enttäuschen mag. Beide Nutzergruppen vollständig zu befriedigen, scheint unmöglich und letztlich ist es löblich, dass BISON sich den Einsteigern verschrieben hat. BISON ist nach 12 Monaten am richtigen Platz. Wir sind gespannt, wie sich das weiterentwickelt.