Uniswap Labs, das Unternehmen hinter der bekannten dezentralen Kryptobörse und deren nativen Kryptowährung UNI, hat in einer umfänglichen Stellungnahme detailreich dargelegt, warum die US-amerikanische Börsenaufsichtsbehörde von einer rechtlichen Verfolgung der Plattform absehen sollte.
Diese Reaktion folgt auf eine Mitteilung der Securities and Exchange Commission (SEC), die so genannte Wells Notice, in der Uniswap wegen angeblicher Verstöße gegen das US-Wertpapierrecht erhielt.
Marvin Ammori, Chefjurist von Uniswap Labs, kritisierte die Grundannahme der Behörde, laut der alle UNI-Token als Wertpapiere betrachtet werden. Er argumentiert, dass die SEC ihre Definitionen von Makler, Börse und Investmentvertrag ändern müsste, um das Wesen von Uniswap zu erfassen.
Wie steht es um den Preis des UNI Tokens?
Normalerweise ist eine Wells Notice der letzte Schritt, bevor formale Anklagen erhoben werden. Nach Bekanntwerden der Nachricht am 21. Mai erlebte der native Token UNI von Uniswap signifikante Gewinne und stieg von 7,79 US-Dollar auf 9,38 US-Dollar.
Diese Preisentwicklung ist jedoch mit großer Wahrscheinlich auf die allgemeine Erholung am Kryptomarkt zurückzuführen, die den Bitcoin-Preis auf über 70.000 US-Dollar trieb und auch viele Altcoins nach oben katapultierte.
Kursverlauf von UNI in den letzten 30 Tagen (Quelle: Coinbase / TradingView)
Doch wie wird sich der Preis von UNI entwickeln, sollte der Fall vor Gericht gehen? Wir betrachten nachfolgend einige Präzedenzfälle, insbesondere die von Ripple (XRP) und LBRY Credits (LBC).
Worum es bei dem Rechtsstreit eigentlich geht
Die SEC wirft Uniswap vor, gegen US-Wertpapiergesetze verstoßen zu haben. Uniswap selbst soll ein nicht registrierter Wertpapiermarkt sein, während die Börse und die Wallet als nicht registrierte Wertpapiermakler fungierten.
Dieser Konflikt tritt zu einem Zeitpunkt auf, wenn die SEC ihr Augenmerk vermehrt auf Ethereum und die darauf aufbauenden dezentralen Finanzdienste richtet. Die jüngste Welle von Klagen seitens der SEC zielt zunehmend auf Akteure im Bereich der dezentralisierten Finanzen (DeFi) ab, zu denen neben Uniswap zum Beispiel auch Consensys gehört.
Joseph Lubin, ein Pionier von Ethereum und Gründer von Consensys, interpretiert diese Aktionen als Versuche, Ethereum und damit die Dezentralisierung der Finanzbranche in den USA zu bremsen oder gar zu stoppen.
Die Anschuldigungen der SEC gegen Uniswap legen ein besonderes Augenmerk auf Uniswaps native UNI-Token und sogenannte LP-Token, die essentiell für das Funktionieren von automatisierten Market-Makern wie Uniswap sind.
LP-Token, die praktisch der Buchführung für die Einlagen von Nutzer*innen in den Handelspools dieser und anderer Plattformen dienen, geraten unter Beschuss, weil sie angeblich als Investitionsverträge die Wertpapiergesetze verletzen.
Doch Uniswap Labs weist diese Behauptung zurück, da die LP-Token eine spezifischere Funktion und Zweck innerhalb des Protokolls haben.
Nächste Schritte von Uniswap Labs
Das zentrale Argument von Uniswap Labs gegen diese Behauptungen stützt sich auf die Definition dessen, was eine Börse konstituiert. Marvin Ammori betont, dass Uniswap nicht speziell für den Handel mit Wertpapieren konzipiert wurde
Er verweist auf die beachtliche Handelsaktivität mit digitalen Vermögenswerten, die offensichtlichen keine Wertpapiere sind, wie Ethereum, Bitcoin und Stablecoins. Sie machen 65 % des Handelsvolumens des Protokolls aus.
Uniswap Labs forderte in seiner Antwort auf die Wells Notice die SEC auf, das geplante Verfahren fallenzulassen, und argumentierte, dass das Protokoll nicht als Börse definiert werden könne und somit nicht der Regulierung der SEC unterliegen würde.
Marvin Ammori sagt, dass das Unternehmen bereit für ein Gerichtsverfahren ist. In einer Stellungnahme des Anwalts heißt es:
Wir werden vor Gericht gehen, wenn wir müssen, und wenn wir vor Gericht gehen, werden wir gewinnen. Aber wir hoffen, dass die SEC erkennt, dass ihre derzeitige Strategie niemanden schützt und den Amerikanern nicht nützt.
Was die Geschichte lehrt: Klagen der SEC gegen Ripple und LBC
Die SEC erhob im Dezember 2020 Klage gegen Ripple, mit dem Vorwurf, XRP als nicht registriertes Wertpapier verkauft und dabei mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar illegal eingenommen zu haben. Nach einem zwischenzeitlichen Erfolg vor Gericht kam es zu einer Rallye, aber anschließend stürzte der Preis von XRP auf etwa 0,50 US-Dollar ab.
Gegen LBRY Credits erhob die SEC gleichermaßen Vorwürfe, was zu einer Entscheidung zugunsten der SEC führte. Das Urteil eines US-Bezirksgerichtsrichters zwang LBRY Credits zu einer Geldstrafe von 111.614 US-Dollar, was jedoch nicht den Preis des Tokens beeinflusste.
Anhand der Anklagen gegen Ripple und LBRY lässt sich möglicherweise prognostizieren, dass eine offizielle Anklage gegen Uniswap kurzfristig zu einer Preiskorrektur führen könnte, allerdings ist weder ein steiler Absturz noch eine schnelle Rückkehr zu alten Höchstständen zu erwarten.