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Die BEST IEO Analyse: Was bei Bitpanda’s IEO schief ging und wo weitere Gefahren bestehen – IEO Analyse für Einsteiger

Marius Kramer
Marius Kramer
Marius Kramer
Autor*in:
Marius Kramer
Writer
09. August 2019

Das Bitpanda (BEST) Initial Exchange Offering (=IEO) wurde vor drei Tagen erfolgreich abgeschlossen. In dem ersten IEO des bekannten Bitcoin-Brokers, wurden insgesamt 500 Millionen BEST-Tokens verkauft. Das Geld wurde im Rahmen des Aufbaus des neuen Bitpanda Global Exchange gesammelt. Direkt einen Tag nach dem Sale wurde die neue Plattform eröffnet und der BEST-Token zum Handel freigegeben.

Die BEST Kurs-Entwicklung verlief aber nicht, wie von den meisten Investoren erwartet bzw. erhofft. Der BEST Preis hat direkt zu Beginn eine negative Richtung eingeschlagen und wird aktuell bei ca. 0,065 Euro gehandelt. Das ist ein Kursverfall von mehr als 20% vom Private Sale Preis.

In diesem Artikel wollen wir analysieren, warum der BEST Kurs eingebrochen ist, welche Fehler Bitpanda gemacht hat und warum einige „Red Flags“ nach wie vor bestehen, die den BEST Preis weiter drücken könnten.

Dieser kleine Guide (am Beispiel von BEST) kann auch als Grundlage für eigene Analysen von zukünftigen IEOs herangezogen werden. Wir hoffen er gefällt euch und öffnet dem ein oder anderen die Augen.

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Bitpanda IEO – Was bestimmt den BEST Preis?

Bitpanda’s Bitcoin-Broker ist wohl einer der erfolgreichsten im gesamten D.A.CH-Raum. Die Plattform bietet ein sehr nutzerfreundliches Interface und erfreut sich großer Beliebtheit. Mittlerweile zählt Bitpanda knapp eine Millionen Nutzer. Der Bitcoin-Broker will nun mit der Bitpanda GE den nächsten Schritt gehen und sich nicht nur international positionieren, sondern auch eine vollwertige Peer-to-Peer Krypto-Börse aufbauen. Den Unterschied zwischen einem Krypto-Broker und einer Krypto-Börse könnt ihr in unserer Bitpanda Analyse nachlesen.

Kommen wir aber nun zu der Analyse des Bitpanda IEO. Wer sich schon länger mit dem Thema Initial Coin Offerings (=ICOs) und IEOs beschäftigt, kommt an Begriffen wie Token-Struktur, Lock-Ups und Hardcap nicht vorbei. Diese Punkte sind extrem wichtig für jede Preisgestaltung eines Utility-Tokens und sollten von jedem, der eine objektive Analyse vor seinem Investment plant, mit einbezogen werden.

Token-Struktur

Die Token-Struktur gibt an, wie die Aufteilung aller Tokens zu Beginn genau aussieht. Hier ist vor allem entscheidend, wie viele Tokens für den Verkauf beim IEO bereitstehen und wie viele davon das Team bekommt. Das ist entscheidend für die zukünftige Preisgestaltung. Je mehr Tokens sich im Umlauf befinden, desto höher ist die Marktkapitalisierung (=Anzahl * Preis pro Token). Zwar sprechen einige davon, dass die Marktkapitalisierung so gut wie keine Rolle spielt, aber es gibt aktuell keinen anderen Indikator, an dem sich Projekte besser messen lassen. An dieser Stelle sprechen wir auch nicht von illiquiden Altcoins wo 100 EUR Trading Volumen die Kurse hüpfen lassen, denn da kann man die Marktkapitalisierung getrost in der Pfeife rauchen.

Bitpanda hat im Vorfeld insgesamt 1 Milliarde BEST-Token erstellt. Davon wurde die Hälfte, also 500 Millionen BEST-Token zum Verkauf bereitgestellt, die anderen 500 Millionen sind für Bitpanda selbst. Im Vergleich zu anderen erfolgreichen IEOs ist die Verteilung unverhältnismäßig und gibt Bitpanda eine enorme Kontrolle über den zukünftigen Supply (=im Umlauf befindlichen Anzahl der Token). Hier kommen nun auch die Lock-Ups ins Spiel.

Lock-Ups

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Lock-Ups sind in der ICO- und IEO-Szene ein ganz normaler und etablierter Mechanismus, um den Supply in Grenzen zu halten. In der „normalen“ Venture Capital und Startup Finanzierungswelt spricht man auch von Vesting.

Oft werden Token, die das Team für sich behält oder an Berater und andere Dienstleistungen ausgibt, in einem Smart-Contract gesperrt. Das reduziert zu Beginn den Supply und bietet dem Token-Preis mehr Raum zum wachsen. Zudem gibt es den Investoren die Gewissheit, dass nicht plötzlich zu viele Token vom Team oder Beratern auf den Markt geworfen werden und den Preis somit weiter unter Druck setzten.

Bitpanda hat auf die 500 Millionen BEST, die das Unternehmen für sich behält, keine Lock-Ups. Das bedeutet, dass Bitpanda jederzeit volle Kontrolle über die eigenen Reserven hat und diese unbegrenzt auf dem Markt verkaufen kann. Damit steigt auch direkt die Marktkapitalisierung, denn alle BEST-Token sind verfügbar und somit im Umlauf. Das führt zu einer Bewertung, die im Vergleich zu anderen Projekten, ziemlich hoch ist. Die Gefahr hierbei ist, dass derjenige der das Angebot zur Hälfte kontrolliert, auch die Hälfte des Preises kontrolliert, nämlich die Angebotsseite.

Hardcap

Jedes Unternehmen, welches einen ICO oder IEO plant, legt meistens ein Hardcap zu Beginn fest. Dieses gibt an, wie viel das Unternehmen durch das Fundraising maximal einnehmen will. Da die Preise beim Bitpanda IEO in den vier Runden unterschiedlich waren, gab es hier kein genaues Ziel in Euro, an dem man sich orientieren konnte. Es standen aber maximal 500 Millionen BEST zum Verkauf, die zu einem Durchschnittspreis von ca. 0,0925 Euro angeboten wurden.

Dementsprechend lag das durchschnittliche Hardcap bei 46.250.000 Euro. Bitpanda konnte 43.600.000 Euro mit dem IEO einnehmen. Die Marktkapitalisierung lag aber zu Beginn bei etwa dem doppelten Wert, da nicht nur die 500 Millionen BEST in die Berechnung einbezogen werden müssen, sondern auch die 500 Millionen BEST von Bitpanda selbst.

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Die Erwartungen an Bitpanda und BEST waren hoch

Viele Investoren haben sich darauf verlassen, dass Bitpanda einen intrinsischen Wert für den BEST Token festgelegt hat. Dieser liegt im ersten Jahr bei mindestens 0,12 Euro und kommt erst zur Geltung, wenn Handelsgebühren in BEST beglichen werden. Zudem wurde das Geld in vier verschiedenen Runden gesammelt, welche jeweils eine Preissteigerung von 0,005 Euro von einer zur nächsten Runde hatten. In der letzten Runde wurden die BEST-Token zu 0,10 Euro verkauft. Somit haben sich viele darauf verlassen, das der BEST Kurs nicht unter 0,10 Euro oder 0,12 Euro fallen wird.

An dieser Stelle ist aber wichtig zu verstehen, dass der endgültige Preis, der an einer Börse entsteht, nicht durch erdachte intrinsische Werte oder die verschiedenen Preise in den IEO-Runden festgelegt wird, sondern durch Angebot und Nachfrage. Zudem kommt die Funktion für die Gebührenreduzierung, durch den Einsatz des BEST-Token, frühestens in Q4 2019 und spielt aktuell keine Rolle.

Intransparenter Verkauf in der Bitpanda IEO

Wie schon in unserer Bitpanda IEO Analyse erklärt, lief der Bitpanda IEO sehr intransparent. Der Verkaufsfortschritt wurde live über die Bitpanda Seite mit einem Balken in Prozenten dargestellt. Leider hat sich Bitpanda entschieden, alle Runden zu kumulieren. Damit war es dem Nutzer nicht mehr ersichtlich, wie viele Token tatsächlich in den jeweiligen Runden verkauft wurden. Darüber hinaus lief der Private Sale bis zum letzten Tag des IEO im Hintergrund und wurde stets dem Verkaufsfortschritt zugerechnet.

Einen Tag vor dem Ende des IEO, hat Bitpanda mit seinen Shareholdern 100 Millionen BEST zu den Private Sale Konditionen (=0,085 Euro pro BEST) gekauft. Damit stieg von einem auf den anderen Tag der Balken von ca. 76% auf 95%. Das wurde zwar von Bitpanda über Twitter kommuniziert, aber nicht jeder hat von dieser Aktion mitbekommen. Dieser Umstand führte zu Verwunderung über den plötzlichen Anstieg der Verkäufe und kreierte auf den letzten Metern die nötige FOMO (Fear Of Missing Out), um auch noch den Rest der Token zu verkaufen.

Verwässerung der Ergebnisse durch Bitpanda selbst

Zwar sprechen einige Investoren davon, dass der Kauf von 100 Millionen BEST durch die Bitpanda Shareholder ein Zeichen für das Vertrauen in das eigene Projekt ist, doch die Realität sieht anders aus. Der Kauf wurde am vorletzten Tag getätigt, um die Statistik zu verbessern und den Investoren das Gefühl zu geben, dass immer noch eine hohe Nachfrage besteht. Eine Praktik die bei vielen IEOs genutzt wird, in diesem Fall aber wie gesagt immerhin offen kommuniziert wurde.

Eine nicht ausverkaufte IEO ist immer ein Zeichen dafür, dass das Interesse und dementsprechend auch die Nachfrage nicht groß genug ist. Das führt so gut wie immer zu einem direkten Preiseinbruch zu Handelsbeginn. So auch bei Bitpanda. Die Fakten sprechen für sich: Es gibt einfach aktuell nicht genug Nachfrage nach BEST, um den Preis nach oben zu bringen oder zumindest stabil zu halten.

Bitpanda ist ein professionelles und profitables Unternehmen. Daher genießt es ein sehr hohes Vertrauen seitens der eigenen Community. Dennoch kann keiner garantieren, dass die Verkäufe, die öffentlich kommuniziert wurden, tatsächlich erreicht wurden. Das einzige, worauf wir uns beziehen können sind die 43,6 Millionen Euro, die eingenommen wurden.

Keine Transparenz bei BEST-Verkäufen und Einsatz des Geldes

Der Durchschnittspreis lag also bei 0,0872 Euro. Zudem können wir auf der Blockchain nicht erkennen, wieviele Tokens an wen geflossen sind. Der ganze Verkaufsprozess fand nämlich innerhalb der Plattform statt, also Off-Chain (=nicht auf der Blockchain). Deswegen befinden sich immer noch ca. 98% aller Token auf einer Adresse.

Zusätzlich hat Bitpanda in seinem Whitepaper nicht angegeben, wohin das eingenommene Geld genau fließen soll. Wie bei jedem Business Plan oder einem Whitepaper eines seriösen Unternehmens, wird diese Aufteilung genauestens festgelegt. Das bietet Investoren zusätzliche Sicherheit und steigert das Vertrauen.

Fazit

Der Bitpanda IEO war mehr als erfolgreich, leider in erster Linie für Bitpanda selbst und weniger für die Investoren. Der verwässerte Verkauf der BEST-Tokens hat viele Investoren irritiert und eine höhere Nachfrage, als tatsächlich vorhanden, suggeriert. Die Aufteilung der BEST-Tokens und der Umstand der nicht vorhandenen Lock-Ups sind alarmierend und sollten jeden Investor zum nachdenken bringen. Die zentralisierte Verteilung darf nicht nur auf Basis von Vertrauen gerechtfertigt werden, sondern durch einen festgelegten Lock-Up im Smart Contract. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Zudem erhöht dieser Umstand den Supply enorm und bietet aktuell dem BEST-Kurs kaum noch Raum nach oben.

Handlungsbedarf:

Bitpanda muss jetzt aktiv werden und nicht nur seine neue Global Exchange stärker bewerben, sondern sich auch einige Mechanismen einfallen lassen, um den BEST-Kurs zu stabilisieren. Dieser liegt aktuell bei unter 0,065 Euro. Eine Möglichkeit wäre ein Buy-Back oder Burning Programm, welches die Anzahl der BEST-Tokens, die sich im Umlauf befinden, reduzieren könnte. Diejenigen, die das Buy-Back nicht wollen, könnte man mit einem Staking Mechanismus und einer Art Dividende motivieren zu HODLern zu werden und auch hier Verkaufsdruck aus dem Markt nehmen.

Zudem sollte sich Bitpanda überlegen Market Maker einzusetzen, um das Handelsvolumen zu erhöhen und einen nachhaltigen liquiden Markt für BEST aufzubauen. Darüber hinaus sollten Lock-Ups der Tokens eingeführt werden, die Bitpanda selbst hält. Gepaart mit einem klaren Plan der Nutzung der eigenen Tokens, kann so aus der Reserve auch ein seriöses Post IEO Funding ermöglicht werden und sichert einen größeres Vertrauen und die HODL-Mentalität. Allemal besser als bei einem fallenden Messer die Investoren zu HODLern zu zwingen.

An dieser Stelle bleibt nur noch abzuwarten, ob Bitpanda auf die Kurs-Entwicklung mit Gegenmaßnahmen reagieren wird. Jeder sollte sich von dem Gedanken trennen, dass vielleicht schon Morgen große Investoren kommen und den BEST Preis nach oben schießen lassen. Das wird eine lange Reise für Bitpanda, dessen Ausgang aktuell ungewiss ist.

Du wirst zu diesem Thema und auch zu IEO/ICO/STO Analysen demnächst mehr bei uns finden. Wir starten diese Reihe mit einem Video bei YouTube und werden auch auf das Launchpad von Binance einen Blick werfen.

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