Die Kryptowährungsbörse FTX, deren Zusammenbruch im November 2022 für großes Aufsehen sorgte, steht kurz davor, ihren Gläubigern weit mehr zu bieten, als diese erwartet hatten. Unter der Leitung des Insolvenzverwalters John J. Ray III, der die Rolle des neuen CEO übernahm, hat FTX einen Restrukturierungsplan vorgelegt. Dieser sieht nicht nur die vollständige Rückzahlung der Gläubiger vor, sondern auch eine Entschädigung für ihre Geduld.
Eine bemerkenswerte Wende im Insolvenzverfahren
FTX hat angekündigt, dass nach dem Verkauf aller Kryptowährungen und sonstiger Vermögenswerte bis zu 16,3 Milliarden US-Dollar in bar für die Verteilung an die Gläubiger zur Verfügung stehen werden. Dies ist eine bemerkenswerte Wende im Vergleich zu den üblichen Ergebnissen von Bankrottverfahren in den USA, wo Gläubiger oft nur einen Bruchteil dessen erhalten, was sie fordern.
Vollständige Rückzahlung plus Zinsen
Der Plan sieht vor, dass die Mehrheit der Gläubiger 118 % dessen zurückerhalten, was sie bei FTX zum Zeitpunkt des Bankrotts hielten. Eine kleine Gruppe könnte sogar bis zu 142 % ihrer Forderungen zurückerhalten. Die geschätzte Auszahlungssumme bewegt sich zwischen 14,5 und 16,3 Milliarden US-Dollar – diese Summe ist durch den Verkauf verschiedener Vermögenswerte, einschließlich eines Anteils am KI-Unternehmen Anthropic für 884 Millionen US-Dollar, zusammengekommen.
Der neue CEO von FTX sagte diesbezüglich:
In jedem Insolvenzfall ist dies einfach ein unglaubliches Ergebnis
Keine Vorteile für Eigenkapitalhalter
Interessant ist, dass von diesen Auszahlungen nichts für die Eigenkapitalhalter übrig bleibt, wie aus den Unterlagen hervorgeht, die beim Konkursgericht im US-Bundesstaat Delaware eingereicht wurden. Dies unterstreicht den einzigartigen Charakter dieses Bankrottverfahrens.
Die Rolle der Krypto-Rally
Ungeachtet der herausfordernden Anfangsumstände hat die Erholung der Kryptomärkte wesentlich zu der unerwartet positiven finanziellen Lage von FTX beigetragen. Der Wert von Bitcoin hat sich seit Ende 2022 etwa vervierfacht, was die Erholungsbemühungen des Unternehmens wesentlich unterstützt hat.
Auf dieser Seite erklären wir, wie man in Bitcoin investieren kann.
Regulatorische Ansprüche und zukünftige Pläne
Neben der Rückzahlung der Gläubiger behandelt der Restrukturierungsplan von FTX auch regulatorische Ansprüche. Die Einigung mit dem Internal Revenue Service (IRS) und der U.S. Commodity Futures Trading Commission (CFTC) sieht vor, dass diese ihre Ansprüche erst nach der vollständigen Entschädigung der Nutzer und Investoren mit Zinsen erhalten.
Zudem ist ein spezieller Fonds für „ergänzende Wiedergutmachungsleistungen“ an bestimmte Kunden und Gläubiger geplant, dessen Details noch finalisiert werden müssen.
Ein Blick in die Zukunft
Die finalen Schritte des Insolvenzverfahrens und die Durchführung der geplanten Auszahlungen sind für die kommenden Monate angesetzt. Der Insolvenzrichter John Dorsey wird die Abstimmung der Gläubiger über den Auszahlungsplan berücksichtigen, bevor er voraussichtlich im Spätsommer eine endgültige Entscheidung trifft.
FTX und das Erbe von Sam Bankman-Fried
Trotz des positiven Ausblicks für die Gläubiger von FTX bleibt der Schatten von Sam Bankman-Fried, dem überführten Betrüger und ehemaligen CEO von FTX, über dem Fall liegen. Seine Verteidigung argumentierte erfolglos, dass der Zusammenbruch der Börse keinen Schaden verursacht habe, da die Gläubiger vollständig entschädigt werden könnten — ein Argument, das durch die harte Arbeit der Restrukturierungsberater entkräftet wurde.
Abschließende Worte
Die Restrukturierung von FTX hat sich als beispiellos im Bereich der Insolvenzen erwiesen. Die beteiligten Parteien erwarten nun die abschließende Genehmigung des vorgeschlagenen Auszahlungsplans. Sollte dieser Plan erfolgreich umgesetzt werden, könnte FTX als ein seltenes Beispiel einer Kryptowährungsbörse dienen, die in der Lage war, ihre Gläubiger vollständig und mit zusätzlichen Zinsen zu entschädigen.