Die Bank of Japan bereitet eine der größten Portfolioauflösungen in der Geschichte des modernen Zentralbankwesens vor. Sie plant, bereits im Januar 2026 mit dem Verkauf von ETFs im Wert von mehr als 500 Milliarden US-Dollar zu beginnen.
Bank of Japan verkauft ETFs
Jahrelang hat die BOJ ETF-Käufe als Schockabsorber eingesetzt und ein riesiges Portfolio inländischer börsennotierter Fonds angehäuft, um die Vermögenspreise zu stützen und das Vertrauen zu stärken. Mit der Normalisierung der Politik geht die Bank nun in die entgegengesetzte Richtung: Sie schrumpft ihre Bilanz, lässt die lange Zeit unterdrückten Renditen steigen und reduziert ihr direktes Engagement in Aktien.
Die Verkäufe werden sich wahrscheinlich über mehrere Jahre erstrecken, vordefinierte Volumenlimits verwenden und sich auf Zeiten mit höherer Liquidität stützen, um starke Verwerfungen zu vermeiden. Die Zentralbank kann auch mit Strukturen wie außerbörslichen Transaktionen oder Übertragungen auf öffentliche Träger arbeiten, wenn sie die Auswirkungen auf den Markt verringern und dennoch aus dem direkten Eigentum aussteigen will.
Markt, Politik und politische Risiken
Der geplante Ausstieg birgt mehrere Risiken. Ein massiver, schlecht getimter Verkauf könnte die Volatilität erhöhen und die Stimmung der inländischen Investoren verschlechtern, während die BOJ auch andere Hebel – von den Zinssätzen bis hin zur Reinvestition von Staatsanleihen – anzieht. Die politischen Entscheidungsträger stehen also vor einem Spagat: Sie müssen ihre Glaubwürdigkeit in Bezug auf die Normalisierung signalisieren, ohne eine Rückkopplungsschleife aus schwächeren Aktien, strengeren Finanzbedingungen und langsamerem Wachstum auszulösen.
Aktienstrategen argumentieren, dass Japans Unternehmensreformen, steigende Aktienrückkäufe und stärkere Bilanzen jetzt einen widerstandsfähigeren Hintergrund als in vergangenen Zyklen bieten, was dazu beitragen könnte, das Angebot der Zentralbank zu absorbieren. Gleichzeitig reagieren ausländische Fonds nach wie vor empfindlich auf Währungsschwankungen und globale Risikoverluste, die den Zeitplan der BOJ verkomplizieren könnten.
Politisch gesehen wirft der Umfang des ETF-Buches die Frage auf, wer letztendlich das Marktwertrisiko trägt, wenn sich bei Verkäufen Verluste herauskristallisieren, und wie sich Gewinne oder Verluste auf den öffentlichen Sektor verteilen. Der Ausstiegspfad wird nicht nur Japans Marktstruktur im nächsten Jahrzehnt prägen, sondern auch die weltweite Debatte darüber, wie weit die Zentralbanken bei der Stützung von Vermögenspreisen gehen sollten – und wie sie sich nach der Krise sicher zurückziehen können.
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