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Blockchain Use Cases: Digitale Identitäten, helix id und die Lösung der Vertrauens-Krise im Internet (Teil 1)

Marius Kramer
Marius Kramer
Marius Kramer
Autor*in:
Marius Kramer
Writer
11. September 2019

Oliver Naegele ist CEO & Founder von Blockchain HELIX. Blockchain HELIX sieht sich als „Heimat der digitalen Identität“. Im Rahmen eines Video-Interviews konnten wir uns mit Oliver über das Produkt helix id und digitale Identitäten austauschen. Welche Idee verfolgt die helix id? Wie kam die Idee zur Firmengründung und welche aktuellen Ziele gibt es? Und welche Lösungen bietet helix id für Endkunden und -nutzer an? Wir wünschen nun viel Spaß mit unserem Interview.

Wer lieber das Video dazu sehen möchte kann gerne einen Blick auf unseren YouTube Kanal werfen:

Blockchain Use Cases: Digitale Identitäten, helix id und die Lösung der Vetrauens-Krise im Internet

Die Zusammenfassung des ersten Teil des Interviews findet ihr im folgenden Artikel:

Einleitung zu helix id und der Use Case von selbst-souveränen digitalen Identitäten

Mirco: Hallo Oliver. Schön, dass du die Zeit für unser Interview gefunden hast. Ein Thema, das immer wieder aufkommt, ist das Thema digitale Identitäten. Ein Gebiet, in dem sich Blockchain HELIX bestens auskennt und mit ihrem Produkt helix id auch bewegt. Kannst du uns kurz erklären, wie es zur Gründung von Blockchain HELIX und helix id kam?

Oliver: Ja, hallo Mirco. Auch von meiner Seite aus, schön, dass es geklappt hat. Genau, wir sind seit 2015 im Bereich digitale Identitäten aktiv. Ein Jahr später, nämlich 2016, wurde Blockchain HELIX gegründet. Die Inspiration dahinter kommt (wie so oft) aus der eigenen Erfahrung. Ich war lange Zeit als Software-Entwickler im Bereich Community- und Plattform-Management tätig. 2010 entwickelten wir dann ein Konzept für ein modernes und digitales Bürgerportal. Hier kam schnell die Frage, wie Personen (und deren Daten) in digitale Prozesse integriert werden können. Zur damaligen Zeit gab es allerdings noch keine vernünftigen Lösungen und weitaus weniger „Werkzeuge“ zur Umsetzung als heute.

Als ich dann 2015 einige wissenschaftliche Arbeiten von Vitalik Buterin, dem Mitbegründer von Ethereum, las, hatte ich den Eindruck das fehlende Puzzleteil gefunden zu haben: Smart Contracts, die durch P2P-Netzwerke in Verbindung mit Verschlüsselung ermöglicht werden. Wir entwickelten daraufhin auch schnell eine erste Variante, doch bemerkten genauso schnell, dass wir damit zu früh sind. So war der Bedarf zwar äußerst hoch, das Vertrauen in die Blockchain-Technologie jedoch noch gering. Und so haben wir das Thema Community Management als enorm wichtig priorisiert und begonnen, Meetups in Frankfurt zu organisieren. Außerdem haben wir zur Gründung des Bundesverbands Blockchain beigetragen. Wir möchten damit vor allem Bewusstsein schaffen. Denn uns vereint eine Überzeugung:

Identitäten (und Identitätsmanagement) auf der Blockchain sind echte Gamechanger.

Mit helix id haben wir jetzt die erste Version, die schon nahe an einem „marktreifen“ Produkt ist. Es handelt sich um ein Identitätsnetzwerk, bestehend aus einer App und der dazugehörigen Infrastruktur (Rechenzentren, Cloud-Services, Middleware).

Den Use-Case möchte ich mit ein, zwei Sätzen zusammenfassen: Unsere Identitätslösung erlaubt es Nutzern ihre Daten selbst-souverän einzutragen und bestätigen zu lassen. Mit Hilfe der Blockchain-Infrastruktur werden die Daten fälschungssicher abgebildet, sodass immer nachweisbar ist, wem die Daten gehören und ob diese echt sind.

Mirco: Danke Oliver für die Einleitung. Kannst du nochmal in einem Satz zusammenfassen, warum wir für das Thema digitale Identität eine Blockchain brauchen? Warum nutzen wir nicht eine andere Lösung und worin liegen die Vorteile?

Oliver: Hier gibt es mehrere Aspekte, die wir berücksichtigen müssen. Auf der einen Seite erleben wir aktuell eine starke Vertrauenskrise im und auch in das Internet. Nehmen wir als Beispiel die Facebook-Skandale. In regelmäßigen Abständen hören wir von neuem Datenmissbrauch — so werden Daten beispielsweise ohne die Zustimmung des Endnutzers mitgelesen. Auf der anderen Seite müssen wir verstehen, dass sich das Internet in den letzten Jahren gewandelt hat. Es ist mittlerweile ein Wirtschaftsraum und nicht mehr nur eine reine Informationsschicht. Daher ist es wichtig

das Vertrauen in das Internet wiederherzustellen. Und genau hier greift die Blockchain.

Denn mit einer Blockchain stecken wir unser Vertrauen nicht in einen Menschen, sondern in einen Algorithmus, der dafür sorgt, dass Personen in einer vertrauenswürdigen Umgebung Daten austauschen können. Aber natürlich stehen wir hier auch noch vor technischen Herausforderungen. So gibt es zum einen die Schwierigkeit der Skalierbarkeit und zum anderen noch viele unterschiedliche Protokolle und folglich eine schlechte Interoperabilität, die uns vor Probleme stellt. Die Geschichte des Internets zeigt jedoch, dass solche Probleme, insbesondere Skalierbarkeit, über die Zeit hin gelöst werden. Und auch was das Vertrauen in die Blockchain angeht, sieht man große Schritte nach vorne. In den letzten ein bis zwei Jahren haben sich viele Firmen mehr oder weniger intensiv mit der Blockchain beschäftigt. Und auch das Feedback, das wir von den Firmen bekommen, zeigt mir, dass

wir mittlerweile fast schon im Mainstream angekommen sind.

Nehmen wir das Beispiel Daimler. Wir haben in Zusammenarbeit mit Daimler und anderen Partnern eine Mobilitätsplattform entwickelt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Mit Smart Contracts können Geschäftsprozesse transparent und fälschungssicher erstellt werden; die Zusammenarbeit mit Dienstleistern wird erleichtert und im Endergebnis werden neue Business Opportunities geschaffen und bestehende Prozesse effizienter gestaltet.

Mirco: Sehr spannend. Lass uns noch etwas konkreter werden: Wie kann ich als Endkunde bzw. Verbraucher eure Lösungen von Blockchain HELIX bzw. helix id nutzen? Klar, du hast gesagt, dass ihr noch nicht zu 100% fertig seid, aber wie wird es zukünftig aussehen?

Oliver: Ja danke für diese Frage Mirco. „Nicht ganz fertig“ muss man an dieser Stelle etwas in Relation setzen. Betrachtet man die Fortschritte der Firmen, die in einem ähnlichen Gebiet arbeiten, so sieht man schnell, dass noch kein Produkt „wirklich fertig“ ist.

Mit helix id verfolgen wir einen pragmatischen Ansatz, der sowohl auf Unternehmens- als auch auf Verbraucherebene funktioniert. Dabei muss unsere Lösung natürlich auch allen regulatorischen Anforderungen genügen.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung: die Metallica-Band hat ein wichtiges Konzert, der Tourbus streikt plötzlich. Nun müssen sich James Hetfield und seine Kollegen schnell einen anderen Bus mieten, um noch rechtzeitig in das Stadion zu kommen. Das Onboarding bei traditionellen Autoleihdiensten dauert aber zu lange, weswegen die unmittelbare Verifikation beim Autoverleih durch helix id die Lösung für die Band ist. Denn die Daten sind bereits hinterlegt und verifiziert. Zusätzlich kann man mit helix id digitale Signaturen erstellen, wodurch das Mieten des Busses automatisch abgewickelt werden kann, was den ganzen Prozess deutlich vereinfacht und beschleunigt.

Auf der Unternehmensseite sieht der Use-Case natürlich anders aus: Einige Unternehmen treten beispielsweise als Merchant auf und benutzen helix id als Verifizierungsmechanismus, um das On-Boarding von Kunden schneller durchführen zu können. Natürlich erfüllen wir hierbei auch alle Kriterien der Datenschutzgrundverordnung.

Mirco: Danke Oliver, das klingt ja wirklich sehr praktisch. Ich persönlich muss dabei an etwas wie „Anmelden mit Google oder Facebook“ denken, jedoch mit dem Unterschied, dass man den KYC-Prozess ebenfalls integriert hat. So könnte man sich ja beispielsweise direkt bei einer Bank registrieren. Und natürlich liegen meine Daten auch nicht auf Google-Servern, sondern einer Blockchain. Ist das richtig so?

Oliver: Grundsätzlich ja. Allerdings haben Finanzinstitute aktuell noch einige Regularien und weitere Voraussetzungen, die es zu erfüllen gilt, sodass eine Bank-Registrierung mit helix id zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht überall umsetzbar ist. Wir sind aber mit verschiedenen Dienstleistern bereits in Kontakt, um mittelfristig auch solche Anwendungsfälle umsetzen zu können.

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