Japanische Staatsanwälte haben gestern am 12.12.18 eine 10-jährige Haftstrafe für Mark Karpeles, den ehemaligen Chief Executive Officer (CEO) der denkwürdigen Bitcoin-Börse Mt. Gox. beantragt. Die Anklage lautet Veruntreuung.
Die Staatsanwälte sollen vor dem Bezirksgericht Tokio behauptet haben, dass Karpeles Gelder des Unternehmens für seine persönlichen Interessen verwendet haben soll. Genauer gesagt, soll der 33-jährige von September bis Dezember 2013 Kundengelder in Höhe von 3 Millionen Dollar von einem Mt. Gox Bankkonto auf sein persönliches Konto transferiert haben. In Folge dessen sollen diese Gelder für persönliche Interessen des Angeklagten ausgegeben worden, darunter ebenfalls in Form einer Investition in ein Software-Unternehmen.
Karpeles soll darüber hinaus Handelsdaten auf Mt. Gox manipuliert haben, um die Bilanz aufzublähen. Laut des Staatsanwaltes hat Karpeles sich damit nicht nur offensichtlicher Straftaten schuldig gemacht, sondern ist „maßgeblich daran beteiligt, das Vertrauen von Bitcoin Nutzern völlig zerstört“ zu haben.
Das Drama um die berüchtigste Bitcoin-Börse der Geschichte
Im Februar 2014 musste Mt. Gox schlagartig alle Transaktionen vollständig einstellen und löste damit in der Bitcoin-Community eine weltweite Panik aus. Später wurde bekannt gegeben, dass insgesamt 850.000 BTC im Wert von damals rund 424.000.000 US-Dollar durch einen Hack-Angriff verlorenen gegangen sind. Rund 200.000 dieser Bitcoins konnte später wieder sicher gestellt werden, wobei die restlichen 650.000 Bitcoins weiterhin verloren blieben.
Die Börse operierte von 2010 bis 2014 und war der damalige Dreh- und Angelpunkt für den Handel mit Bitcoin. Rund 70-80 Prozent des gesamten Bitcoin-Handelsvolumen wurde zu der Zeit auf Mt. Gox abgewickelt. In Folge der Vorfälle war die Börse im Jahr 2014 allerdings gezwungen Insolvenz anzumelden.
Bereits 2017 bekannte sich Karpeles vor Gericht zu den Vorwürfen der Veruntreuung und Datenmanipulation für nicht schuldig und wies damals alle Vorwürfe zurück.
Ich schwöre bei Gott, dass ich nicht schuldig bin.
Später im April diesen Jahres entschuldigte er sich für den Konkurs des Unternehmens und gab bekannt, dass er über das Ausmaß des Vorfalls und seiner Reichweite tief betroffen sei.
Ich hätte nie gedacht, dass es so enden würde und es tut mir auf ewig leid für alles, was passiert ist und welche Auswirkungen es auf alle Beteiligten hatte.
Wie Mt. Gox noch 4 Jahre später den Preis von Bitcoin beeinflusst hat
Nobuaki Kobayashi, ein in Japan ansässiger Rechtsanwalt, wurde zum Treuhänder ernannt, um die restlichen Bitcoins zu liquidieren und um aus den daraus generierten Erlös den Verlust der Geschädigten zu kompensieren. Zu diesem Zweck erhielt Kobayashi die Kontrolle über alle BTC-Wallets von Mt. Gox.
In den Folgejahren sind mehrere starke Preiseinbrüche augenscheinlich auf die Liquidation der Mt. Gox Bitcoins zurückzuführen. Grund dafür ist der, dass Kobayashi die Bitcoins direkt an der Börse verkauft haben soll, anstatt diese Over-The-Counter (OTC) abzustoßen.
Der Fall um Mt. Gox und Mark Karpeles läuft seither. Im Juli 2018 hatten die Gläubiger einen Sieg errungen, als das Gericht einen Beschluss erließ, mit dem ein Antrag auf Beginn der zivilen Rehabilitation genehmigt wurde.
Im vergangenen Monat versuchte allerdings Kobayashi die Frist für die Einreichung von zivilen Rehabilitationsansprüchen von Oktober auf Dezember zu verlängern. Grund dafür war laut dem Treuhändler, dass mehr Zeit benötigt wird, um den Nachweis der Forderungen zu erbringen und sicherzustellen, dass dazu alle nötigen Formulare zugestellt werden.