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Gaming auf der Bitcoin Blockchain – Im Interview mit Age of Chains

Marius Kramer
Marius Kramer
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Autor*in:
Marius Kramer
Writer
23. September 2018

Die Symbiose von Blockchain und Gaming wird immer beliebter. Spätestens seit CryptoKitties haben Unternehmen das Potenzial von Crypto Collectibles auf dem Schirm. Im B58 Talk sprachen wir mit Kilian Kunst von Age of Chains über Spiele auf der Bitcoin Blockchain und darüber, wohin die Reise noch gehen wird.

Age of Chains – Gaming und Sammelkarten auf der Blockchain

Base58: Hallo, Kilian. Schön, dass du dein Wissen und Erfahrung zum Thema Blockchain Use Cases in der Computerspiel-Industrie teilen möchtest. Was machst du mit Age of Chains?

Kilian Kunst: Vielen Dank für diese Möglichkeit unser Projekt zu präsentieren! Ich bin Kilian, der CEO und Founder von Streamstars UG, einem Startup aus Berlin. Wir entwickeln Age of Chains, ein Videospiel, bei dem man blockchainbasierte Sammelkarten benötigt um gegen andere Spieler zu spielen.

Gaming: Ein realistisch umsetzbarer Blockchain Use Case

Base58: Eine typische, aber immer spannende Frage: Wann und wie bist du zu Kryptowährungen und Blockchain gekommen? Wann hast du die ersten Anwendungsmöglichkeiten in Spielen erkannt?

Kilian Kunst: 2011 bin ich das erste mal über Bitcoin in einem Börsenforum gestolpert, als er noch bei etwa $2 stand. Ich habe das Konzept damals nicht wirklich verstanden, aber überlegt, 100€ zu investieren. Also habe ich gegoogelt, ob Bitcoin funktionieren kann und das erste Suchergebnis war ein Blogartikel von jemandem, der ausgiebig darüber schrieb, warum Bitcoin nicht funktionieren kann (so gut funktioniert Google). Ich verstand weder Bitcoin noch seinen Artikel aber vertraute seiner Meinung und investierte nicht. Dann sah man Bitcoin auf $12, dann auf $80 steigen und schließlich denkt man sich: “Verdammt, mir ist eine große Chance entgangen!” Dann ist man erst einmal von der Thematik abgeturned und es dauerte bis 2014, bis ich mich wieder mit Bitcoin auseinandersetzte.

Je mehr ich über diese Technologie lernte, desto spannender wurde es. 2016 beschäftigte ich mich schließlich fast ausschließlich mit Bitcoin und blockchainbasierten Projekten und suchte nach einer Möglichkeit, etwas Sinnvolles zu dem Ganzen beizutragen, bei dem ich gleichzeitig mit vollster Leidenschaft dabei bin. Mitte 2016 stolperte ich über Spells of Genesis, dem ersten Blockchain-Trading-Card Game überhaupt und mir wurde das enorme Potenzial in der Kombination von Blockchain und Gaming bewusst.

Da ich schon immer Gaming und Karten fixiert war und dies ein Use Case von Blockchain ist, der auch wirklich Sinn macht und realistisch umsetzbar ist, habe ich mich entschieden, in diese Richtung zu gehen.

Vorteil Blockchain: Karten sind nachweislich rar und im Besitz von Nutzern

Base58: Erzähle uns von dem Blockchain Use Case in deinem Projekt. Welches Problem löst ihr durch Anwendung von Blockchain im Vergleich zu ähnlichen, zentralisierten Spielen?

Kilian Kunst: Dank der Anwendung von Blockchaintechnologie in unserem Spiel können unsere User ihr Ingame Inventar wirklich besitzen. Sie können sie gegen andere Karten oder gegen XCP tauschen. Die Karten sind außerdem nachweisbar limitiert. Unsere erste Karte, Woodcoin’s Guardian, gibt es beispielsweise nachweislich nur 777 mal und wir können nie mehr dieser Karte produzieren.

Als Spieler kann man sich also sicher sein, dass die Karten rar und sein Eigentum sind. Ein großer Vorteil ist außerdem, dass man den Karten Nutzen in verschiedenen Spielen geben kann. Angenommen wir entwickeln nach Age of Chains noch weitere Spiele, so können die bereits erworbenen Karten darin verwendet werden. Ebenso können auch andere Spieleentwickler unseren Karten einen Nutzen in ihrem Spiel geben, wenn sie möchten.

Dies ist bereits geschehen, so können unsere Karten im Spiel Sarutobi Island bereits genutzt werden um durch Kreuzung verschiedener Karten eigene Monster zu kreieren und damit zu kämpfen.

Age of Chains: Warum Bitcoin Blockchain statt ERC Token und Ethereum?

Base58: Eure Spielkarten sind mit Hilfe von Counterparty auf der Bitcoin Blockchain gespeichert. Warum bist du zu dieser Entscheidung gekommen, heute geht der Trend ja mehr Richtung ERC Tokens auf der Ethereum Blockchain?

Kilian Kunst: Counterparty hat sich bereits seit Jahren als Plattform für andere blockchainbasierte Videospiele bewährt.

Das Erstellen eigener Karten über Counterparty ist weitaus einfacher als auf Ethereum und bietet insgesamt mehr Sicherheit als Ethereum. Da Counterparty ein Protokoll auf der Bitcoin Blockchain ist, bewegen wir uns in einem Netzwerk, welches turing incomplete ist. Es können also nur bestimmte Dinge darauf programmiert werden, welche mit dieser in sich geschlossenen Logik kompatibel sind.

Ethereum hingegen ist turing complete, es kann somit alles in die Blockchain programmiert werden, selbst wenn der Zweck dessen ist, dem Ethereumnetzwerk zu schaden. Ethereum bietet also weitaus mehr Expressibility zum Leidwesen von Sicherheit.

Beispielsweise zeigen Vorfälle wie der DAO- oder die Parity-Hacks diese Verwundbarkeit von Ethereum Smart Contracts, wohingegen Multisignature Wallets auf Bitcoin seit Bestehen des Netzwerks einwandfrei funktionieren.

CryptoKitties und Transaktionskosten

Base58: Jeder in Cryptosphäre kennt den Erfolg von CryptoKitties. Spätestens, als die Transaktionsgebühren durch das überlastete Netz stiegen. Welche Gedanken und Lösungsansätzen gingen dir durch den Kopf, als die Transaktionsgebühren im Bitcoin Netzwerk im Winter 17/18 in die Höhe gingen?

Kilian Kunst: Das ist eine gute Frage. Es war natürlich unschön mitanzusehen, wie die Transaktionskosten im Bitcoinnetzwerk damals in die Höhe geschossen sind, denn bei zu hohen Transaktionskosten ist man extrem darin eingeschränkt, niedrigpreisigere Karten zu versenden. Wer möchte schon eine Karte versenden die, sagen wir, umgerechnet etwa 5€ wert ist, wenn die Transaktionskosten dafür 25€ betragen? Zum Glück hat sich die Situation jedoch wieder beruhigt und mittlerweile kann man wieder Transaktionen für wenige Cent tätigen.

Gleichzeitig wirkte der schlagartige Anstieg an Transaktionskosten auch so, als ob er durch Manipulation von Akteuren erreicht worden ist, welche ein Interesse daran haben, Bitcoin scheitern zu sehen oder zumindest dessen Adoption zu verlangsamen.

Lightning Protokoll für geringere Transaktionskosten

Base58: Heutzutage kann man eure Spielkarten kaufen aber noch nicht viel damit anstellen, weil ihr noch in der Entwicklung seid. Bei einem Verkauf, Umtausch oder Geschenk sind die Transaktionskosten und Geschwindigkeit nicht von großer Bedeutung. Wenn das Spiel in Echtzeit stattfindet, sollten die Spieler-Aktionen sehr schnell und möglichst günstig in der Blockchain gespeichert sein. Wie abhängig ist die zukünftige Entwicklung des Projektes von der der Lightning Network-Technologie?

Kilian Kunst: Mit der Implementierung des Lightning Protokolls sollten hohe Transaktionskosten in Zukunft mehr und mehr vermeidbar werden, da mit voranschreitender Adoption von Lightning immer mehr Transaktionen nicht mehr On- sondern Offchain stattfinden und man dadurch sogar Centbruchteile (in Bitcoin) effektiv versenden kann.

Im Falle von Age of Chains werden während einem Match außerdem auch keine Blockchaintransaktionen von unserem Spiel ausgehend getätigt. Spieler, die unsere Karten besitzen, können nach dem Login über ihre Karten in Age of Chains verfügen, die Karten ruhen dabei auf ihrer Wallet. Lediglich wenn ein Spieler sich dazu entscheidet, jemandem seine Karten zu schicken, wird er eine Transaktion tätigen.

Crypto Collectibles auf öffentlicher Blockchain – Pro oder Contra?

Base58: Können andere Spiele oder Projekte eure Karten für ihre eigenen Zwecke verwenden? Technisch gesehen kann das niemand verhindern, da euren Karten auf öffentlichen dezentralisierten Blockchains liegen. Ist das deiner Meinung nach gut oder schlecht für Crypto Collectibles im allgemeinen?

Kilian Kunst: Das ist eine sehr gute Frage. Genau das wollen wir gerade fördern.

Das gute an Blockchain basierten Sammelkarten ist ja gerade, dass man diesen auch in anderen Spielen einen Nutzen geben kann, sodass man hoffentlich am Ende des Tages unsere Karten in vielen verschiedenen Spielen und Applikationen nutzen kann, bei denen wir selbst noch nicht einmal direkt mitgewirkt haben.

Ein Beispiel dafür ist Sarutobi Island, ein Mobile Game das bereits spielbar ist, in dem man Sammelkarten verschiedener Projekte kreuzen kann um neue Monster in dem Spiel zu beschwören. Das Spiel unterstützt bereits unsere Age of Chains Karten, sodass man, wenn man unsere Karten besitzt, mit diesen im Spiel schon jetzt Monster beschwören und kämpfen kann.

Gaming und Blockchain – Eine Symbiose mit Zukunft?

Base58: Was ist deine Vision, wie wird Blockchain in der Gaming-Industrie und Kunst in 5-10 Jahren verwendet? Wird das für neuere Generationen Numismatik und Philatelie ersetzen?

Kilian Kunst: Das Interesse der Spieler rückt durch die Anwendung von Blockchain im Gamingbereich wieder mehr in den Vordergrund.

Zum ersten Mal in der Gaminggeschichte können Spieler ihr Ingame Inventar wirklich selber besitzen und damit tun und lassen was sie wollen. Derzeit gibt es noch viele Projekte im Bereich Gaming, die Blockchain auf eine Art und Weise einzusetzen versuchen, die in meinen Augen wenig Sinn ergibt, aber mit der Zeit wird sich der wahre Nutzen von Blockchain und Gaming mehr und mehr herauskristallisieren und auch die Qualität der Gaming Projekte, welche Blockchain einsetzen, wird steigen.

10 Jahre ist ein langer Zeitraum in der heutigen Zeit, ich denke es kann sich sehr viel in dieser Zeit entwickeln und es werden zu dieser Zeit sicher einige Spiele bereits fertig sein, welche Blockchain auf eine Art und Weise integriert haben, dass auf deren Spieler ein Erlebnis wartet, welches vor der Blockchain Ära so nicht denkbar gewesen ist.