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Hendrik Hey über ICO-Regulierung und marktverändernde Start-ups (2/2)

Marius Kramer
Marius Kramer
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Autor*in:
Marius Kramer
Writer
05. August 2018

Hendrik Hey ist langjähriger Produzent und Moderator des Wissenschaftsmagazins „Welt der Wunder“. Mit dem Projekt MILC möchte das Team nun zu einer „Tokenisierung der Medienindustrie“ beitragen. Was er darunter versteht, hat er uns im ersten Teil unseres B58 Talks bereits verraten. Darüber, mit welchen Kunden MILC arbeitet, wie Hendrik zum Thema Regulierung steht und wie die Roadmap 2018 aussieht, sprach er im zweiten Teil mit Patrick Garbe.

MILC soll Integrationsmarktplatz für Produzenten sein

B58:  Hendrik, wenn du MILC in Vortägen vorstellt, sprichst du von Kunden. Wer gehört dazu und mit wem habt ihr schon Kooperationen?

Hendrik Hey: Es sind viele, die von dem Projekt gehört haben. Wir müssen da offiziell ein wenig vorsichtig sein, denn es sind teilweise auch börsennotierte Firmen, da überlassen wir die Kommunikation denen. Wir sind im Gespräch mit Firmen wie Microsoft, großen Publishern, TV-Stationen und so weiter, die von dem Projekt gehört haben und uns ansprechen. Wir sind noch gar nicht im Vertrieb, wir haben es also offiziell der Branche noch nicht vorgestellt. Die haben das über diesen Blockchain-Ansatz gehört und da das auch in der Medienbranche ein Thema ist, haben die gesehen, dass das ein Marktplatz sein könnte, den die auch benutzen können. Die nehmen jetzt mit uns Kontakt auf und wollen wissen, wie das geht. Dann erklären wir ihnen das.

Uns ist wichtig, dass wir eben nicht das neue iTunes werden oder Amazon Prime mit sehr hohen Gebühren. Wir wollen minimale Betriebsgebühren, die für jeden Contentowner und Käufer erträglich sind, weil wir sagen, das muss ein Integrationsmarktplatz sein und eben nicht ein Blockade Marktplatz. Nur dann macht es auch für Produzenten Sinn.

Für die Sender ist es jetzt vielleicht nicht so schlimm, wenn sie hohe Betriebsgebühren von bis zu 30% zahlen müssen. Für einen Produzenten ist das aber sehr schlimm, wenn er sich 30% aus dem Budget rausschneiden muss, das hat er dann nämlich nicht für den Inhalt. In der neuen Zeit setzen wir eben eher auf Volumen, jeder soll auf diesen Marktplatz gehen können und sein Geschäft dort machen. Die Plattform, die das betreibt, sollte eben auch ein wenig finanziert sein. Da sind ja Leute dahinter, die das weiterentwickeln. Das ist eine Abgabe, je mehr Volumen auf der Plattform stattfindet, desto geringer werden die Gebühren. Die Plattform selber ist jetzt kein Non-Profit-Center, die macht schon Profit, aber nicht maximized profit sondern eher serviceorientierten Profit. So können wir immer weiter daran entwickeln.

Ansonsten ist unser Geschäftsmodell dasselbe wie von jedem anderen auch. Ich bin ein Programmverkäufer und ein Programmeinkäufer, benutze also den Marktplatz wie alle anderen auch und hoffe, dass ich gutes Programm kaufen und verkaufen kann.

ICO-Regulierung: Regulatoren dürfen nicht als Gegner angesehen werden

B58: Wo wir gerade beim Kunden sind, für viele Kunden ist auch das Thema Regulierung sehr wichtig. Wie ist da der Stand der Dinge bei euch?

Hendrik Hey: Wir haben uns damit viel Mühe gegeben. Nicht zuletzt bin ich als persönlich haftender Gesellschafter in letzter Verantwortungskette und ich bin zwar sehr risikofreudig, aber nicht verrückt. Ich möchte immer genau wissen ob sich etwas auch in einem rechtlich zulässigen Rahmen bewegt und entsprechend haben wir das Projekt, bevor wir richtig raus gegangen sind, den Regulatoren in Deutschland und der Schweiz vorgestellt. Wir haben gefragt, ob wir irgendwelche Finanzmarktgesetze berühren, ob wir irgendwelche Fehler machen.

Man darf da die Regulatoren auch nicht als Gegner verstehen, die wollen dich jetzt nicht ins Messer laufen lassen. Die sagen dir schon Bescheid, wenn du was falsch machst, deswegen sollte man mit denen sprechen anstatt das nicht zu tun.

Wir haben von den deutschen Regulatoren, der BaFin, das OK bekommen und unsere Rechtsanwälte haben das rechtlich abgeleitet und definiert und die BaFin folgt dieser Rechtsauffassung. Ergo haben wir die Erlaubnis, diesen Utility Token so jetzt einzusetzen und einen ICO als Finanzierungsinstrument einzusetzen.

In der Schweiz warten wir noch auf die Bestätigung, das ist die FINMA, die ist da sehr überlastet. Wir machen das in beiden Ländern, denn aus technischen Gründen könnte es sein, dass ein Teil der Plattform in der Schweiz ist, weil da unsere technischen Partner sind. Deswegen hätten wir auch dort gerne das OK. Wenn das da nicht geht, dann bleiben wir in Deutschland. Deutschland ist sowieso der Hauptregulator.

B58: Wie sieht das restliche Jahr 2018 für euch noch aus?

Hendrik Hey: Wir haben jetzt noch zwei Monate den ICO vor uns, hoffen dann, dass wir ihn bis dahin abgeschlossen haben. Parallel läuft die Projektentwicklung weiter, nonstop schon seit mehreren Jahren. Wir kommen da jetzt auch ans Ende.

Mein Ziel wäre, dass wir die Plattform im Oktober 2018 schon scharf schalten können mit den ersten guten Use Cases. Sie wird noch nicht vollständig sein, aber schon operabel.

Wenn wir es richtig sportlich machen, dann schaffen wir es schon zur TV-Messe, der MIPTV in Südfrankreich, die Anfang Oktober ist. Da weiß ich aber nicht genau, ob wir das schaffen, denn da muss die Plattform wirklich richtig fertig sein.

Das Projekt wird relativ schnell an den Start gehen, was uns sehr wichtig ist.  Bei vielen ICOs wartest du ja dein Leben lang, bis das Geschäftsmodell dann irgendwann mal startet.

Das ist etwas wo wir gesagt haben, wir sind kein Start-Up, wir machen das schon ewig und drei Tage, wir wissen wie Projektmanagement geht. Unsere Partner in der Schweiz sind halbstaatliche Unternehmen, wir können uns also keinen Blödsinn leisten und schon gar nicht sagen, hier das ist das Projekt und dann erst mal in der Versenkung zu verschwinden. Das muss relativ schnell gehen und da wir bereits seit drei bis vier Jahren an dem Ding arbeiten, sind wir auch in den letzten Zügen.

B58: Das hört sich gut an, besser als bei anderen …

Hendrik Hey: Ich verstehe das bei Start-ups, alles gut. Die haben da auch den Anfang gemacht, aber ich bin der Meinung, dass jetzt auch mal ein paar Profis in dieses Segment müssen, an das ich wirklich glaube.

Ich halte es für eines der großen Innovationen für die Mittelstandsfinanzierung. Wenn die Profis da jetzt nicht langsam mal rein gehen, dann ist da irgendwann zu viel Gewusel.

Nach einem Jahr oder zwei fragt dann auch mal so ein Coinowner nach: ‚Sag mal was ist denn eigentlich mal mit eurer Einnahmenseite?‘ Wenn dann keine Antwort kommt, dann kracht das Ding auch schnell wieder zusammen. Wenn aber genügend Mittelständler-Profis drin sind, die auch schnell mit ihrem Produkt rauskommen und einen Case haben, dann können die das ausgleichen. Start-ups brauchen mehr Zeit, das ist auch klar. Die können nicht von heute auf morgen einen Markt erobern und manchmal scheitern sie auch, das gehört eben auch dazu. Das ist auch vollkommen in Ordnung.

Profis müssen in den Sektor, derzeit keine wirklich marktverändernden Start-ups

B58: Letzte Frage, die ich immer gerne stelle. Welche ICOs oder welche Projekte hältst du persönlich für interessant?

Hendrik Hey:  Ich halte eins für interessant, über das ich noch nicht sprechen kann, weil die sich gerade formulieren. Das ist auch ein Mittelständler, die kommen aus dem Bereich der Industriedigitalisierung und machen das seit über 20 Jahren, machen das, was einige Start-ups versprechen, schon immer. Die haben einen für mich sehr spannenden Blockchain-Use Case gebildet, der in ihrer Industrie wirklich Sinn macht. Sie vereinfachen damit wirklich Prozesse.

Das ist auch keine Raketenwissenschaft, aber da hilft eben gewisse Technologie. Sie haben sich dann auch überlegt, den Weg über ein ICO zu gehen. Das ist eine profitable Firma, ein erfahrener, alter Unternehmer. Wir kennen die Firma schon seit Jahren, wenn die sich formulieren und diesen Weg gehen, dann bin ich dabei. Da gehe ich rein, das sind so die Sachen auf die Ich schaue.

Bislang kenne ich noch kein cooles Start-up. Wir fördern ja auf dem Sender viele Start-ups, zeigen ja auch viel über die, aber ich habe bisher noch keins gesehen, wo ich sagen würde, das ist wirklich marktverändernd. Im Augenblick sind es für mich zu viele tokenisierte Geschäftsmodelle. Bisschen Blockchain drauf schreiben, ein bisschen Token drauf schreiben und passt schon.

Im Grunde genommen ist die Sinnhaftigkeit gar nicht da und das sagen ja auch die Regulatoren, deshalb gehen sie auch so sorgfältig mit dem Segment um, denn sie wollen die Technologie fördern und nicht ein Finanzinstrument. Die sagen, wenn du eine Technologie einsetzt die die Welt um etwas neues bereichert, dann lassen wir zu, dass du über einen ICO das notwendige Geld dafür einsammelst, aber bitte genau in der Reihenfolge.

Wo Blockchain drauf steht, ist nicht immer Blockchain drin

Die FINMA erklärt das ja einmal so, indem sie sagen, wenn du z.B. ein Schuhgeschäft hast und ein Token Modell draufsetzt, dann ist das kein Blockchain-Use Case und das wird dir auch nicht genehmigt.

Da sollten auch viele ICOs vorsichtig sein, es ist kein Glücksritter Spiel mehr. Die Regulatoren achten sehr genau darauf was du tust, auch wenn sie erst mal ein oder zwei Jahre brauchen, bis sie bei dir vor der Tür stehen. Und wenn du nicht nachweisen kannst, dass du aus dem Blockchain-Ansatz kommst, sondern einfach nur etwas irgendwo drauf geschrieben hast, dann kann das im Nachhinein große Schwierigkeiten bedeuten.

B58: Das ist ja auch gut so …

Hendrik Hey: Es ist gut, aber wie gesagt, da schützt Dummheit halt auch vor Strafe nicht. Gute anwaltliche Beratung, gute Rücksprache mit den Profis bei den Regulierungsbehörden schützt vor Fehlern und schützt natürlich auch den Anleger, der ja auch Rechtssicherheit braucht. Ich möchte kein Unternehmer sein, dem so ein Ding dann nach zwei Jahren um die Ohren fliegt, weil ich das nicht ordentlich gemacht habe.

[Bild: Kathrin Grannemann/ Base58]