- 90 europäische Investmentfonds haben direkte Positionen in Kryptowährungen.
- Die Zahl der Kleinanleger, die in Krypto investieren, könnte demnächst stark ansteigen.
Die wachsende Akzeptanz von Kryptowährungen durch die Anleger bedeutet, dass künftige Abstürze der digitalen Vermögenswerte die traditionellen Finanzmärkte beeinträchtigen könnten, warnte die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (European Securities and Markets Authority, ESMA) in einem heute veröffentlichten Analysebericht. Die Behörde wies auf das wachsende Risiko von Betriebsausfällen und Betrügen hin, berichtet CoinDesk.
In diesem Bericht stellen die Analysten der Behörde dar, wie sie das Risiko des Kryptomarktes sehen, während sie sich auf ihre neuen Verantwortlichkeiten unter der bevorstehenden EU-Rahmenverordnung für Kryptowerte vorbereiten.
Direkte Investitionen in Krypto immer noch begrenzt
Der Bericht zitiert die Ergebnisse einer regulatorischen Umfrage vom April. Diese zeigen, dass nur 90 europäische Investmentfonds direkt in Kryptowährungen investieren. Etwa zwei Dutzend weitere machen es indirekt über Derivate. Zum Vergleich: In der EU gibt es insgesamt 60.000 Investmentfonds.
Das komplette Dokument kann man hier herunterladen. Darin heißt es unter anderem:
Kryptowerte bergen aufgrund ihrer volatilen Wachstumszyklen und solange die einschlägigen regulatorischen Bestimmungen nicht gelten, zahlreiche Risiken, die in Zukunft für die Finanzstabilität relevant werden können. Es gibt zahlreiche Übertragungskanäle zwischen dem Kryptomarkt und dem traditionellen Finanzsystem, deren Umfang jedoch derzeit noch begrenzt ist.
Rascher Wandel ist möglich
Der Behörde zufolge könnte sich diese Situation sehr schnell ändern. Als Beispiel nannten sie den Autohersteller Tesla. Das Unternehmen kündigte letztes Jahr an, Zahlungen für seine Produkte in Bitcoin (BTC) zu akzeptieren und änderte dann seine Meinung, aber beide Entscheidungen hatten einen tiefgreifenden Einfluss auf den Bitcoin-Kurs.
Offiziell heißt es, die Verbindung zwischen Kryptowährungen und den traditionellen Finanzmärkten würde sich verstärken, wenn ein großes Technologieunternehmen oder ein großer Einzelhändler beginnt, Zahlungen in Krypto anzunehmen. In diesem Szenario könnte es innerhalb kürzester Zeit viel mehr Verbraucher geben, die Kryptowährungen kaufen.
Die ESMA-Beamten sind besorgt, dass sich die Geschichte wiederholen könnte. Konkret geht es um Risiken wie Betrug und Preismanipulationen auf den herkömmlichen Finanzmärkten. An Börsen wie Bybit und Huobi können Nutzer beispielsweise mit bis zu 100-facher Hebelwirkung auf die Kurse von Krypto-Token spekulieren.
Neue und einzigartige Risiken
Die Studie befasste sich auch mit bisher nicht existierenden Bedrohungen wie großen pseudonymen Aufträgen, die die Preise verzerren, Manipulationen von Konsensmechanismen, Netzwerküberlastungen und anderen einzigartigen Gefahren für Kryptowährungen.
Im Rahmen der neuen EU-Verordnung MiCA (Markets in Crypto-Assets), die voraussichtlich 2024 in Kraft treten wird, wird die ESMA neue Privilegien und Befugnisse haben, um zusätzliche Vorschriften für Kryptowerte einzuführen. Diese sollen ähnlich den existierenden Vorschriften für konventionelle Vermögenswerte sein.
Die Behörde wird auch in der Lage sein, den Inhalt von White Papers der neuen Krypto-Projekte zu kontrollieren und große Dienstleistungsanbieter mit 15 Millionen oder mehr Kunden zu überwachen.